"Kultur macht glücklich"


Kammerspiele Landshut – Assous Stück „Glück“

Veröffentlicht am:

von

Kammerspiele Landshut – Assous Stück „Glück“
Éric Assous Komödie „Glück“ umkreist das heikle Thema aus männlicher und weiblicher Perspektive, ohne es direkt zu benennen. Sie ist Kinderbuchautorin. Nach einer gescheiterten Ehe mit Beziehungsproblemen sucht sie eine neue Liebe. Er, ein erfolgreicher Gastronom gerade in der Trennung von seiner Frau und den drei Kindern, begnügt sich mit One-Night-Stands. 
Regisseur Matthias Eberth macht daraus nicht die übliche temporeiche Boulevardkomödie mit ständigen Lacheffekten. Seine Inszenierung im Kleinen Theater wirkt mehr wie ein psychologisches Kammerspiel. Er leuchtet  hinab in die Problematik dieser Figuren und deren Verletzungen. Der witzige Schlagabtausch provoziert weniger lauthalse Lacher als räsonierende Erkenntnis. Genauso ist es. Mit Eckhard Preuß und Petra Einhoff bestens besetzt, prallt seine gravitätische Körpersprache auf ihr quirliges Temperament, sein treuherziger Blick und ihre angriffslustigen Augen, sein Pragmatismus auf ihre poetischen Restillusionen.
Wie sollen dieser Biederling und diese ausgeflippte Tussi miteinander können?
Das kleine Theater Landshut präsentiert mit Éric Assous Erfolgsstück „Glück“ als  Botschaft zum Glücklichsein. Ein roter Apfel auf dem Tisch leuchtet verführerisch und schon ist man mitten im Geschehen. Ungeniert, ziemlich angeheitert verführen sich Louise und Alexandre, die sich an diesem Abend irgendwo kennenlernten. Voller Lust  landen sie im Bett hinter dem roten Segel, das mit grünen, gelben über die Bühne gespannten Segeln sehr gelungen atmosphärisches Ambiente und Fragilität des anvisierten Liebesglücks symbolisieren (Bühne Irina Kollek). Kaum erwacht zerbröckelt die nächtliche Leidenschaft. Als er sich verduften will, sperrt sie ihn einfach ein. Zwei unterschiedliche Welten prallen aufeinander auf der Suche nach Glück. 
©Hilda Lobinger
Wie bei einem Kampf verschieben sich ständig die Kräfteverhältnisse. Zuerst sperrt sie ihn ein, dann wirft sie ihn fast hinaus, als er mit den Koffern ankommt. Sieben Nächte gemeinsam verbringen? Das ist ihr entschieden zu viel. Das Glück ist keineswegs ist in  Sicht. Unbequem ist der Mondrian-Stuhl in Louises Wohnung, auf dem Alexandre herumrutscht. Zu krass sind die Lebenswirklichkeiten hinter den Lügen. Und trotzdem ist das Glück plötzlich gerade  in den skurrilen Szenen spürbar, dann wenn der eine dem anderen hilft. Sie rettet ihn beim riskanten Fluchtversuch aus  dem Fenster. Er spielt kurz einen konkurrierenden Verleger und bewahrt sie vor der Arbeitslosigkeit.
In einzelnen Sätzen wird gegenseitige Annäherung spürbar, hörbar in der Musikauswahl von poetischer Kinderglockenspielmusik über jazzige Harmonien bis zum innigen Klezmertango. Doch selbst  nach der Hochzeit in lässig flott designten Klamotten (Kostüme Irina Kollek), optische Harmonie pur, wackelt die Beziehung angesichts der Neuigkeiten aus seiner alten Ehe. Aber Louises Botschaft, „warum sollen wir unsere Illusionen nicht mehr realisieren“, macht alles möglich, selbst die Hochzeitsreise nach Mauritius, auch wenn sein Handy schon wieder ganz dringlich andere Realitäten in den den Vordergrund rückt.