Bochum – „Asche zu Asche“ im Schauspielhaus

Bochum "Asche zu Asche" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Isabel Machado Rios

„Ganz langsam legte er die Hand auf ihre Kehle. Sie bog sich nach hinten und ihre Beine öffneten sich“, ob Gewalttat oder Lustakt bleibt offen. Ganz entrückt spielt Elsie de Brauw eine ältere Frau, die in der Erinnerung von ihrer ganz großen Liebe zehrt. Ist es ihr vis-a-vis? Man weiß es nicht. Die Frau wirkt verbraucht, verhärmt. Mit schlampig hochgesteckten Haaren, fahler Haut, nach unten gezogenen Mundwinkeln, Augen die schon oft geweint zu haben scheinen, macht Elsie de Brauw Verlust und Leid dieser Frau spürbar, die durchaus erkennt, dass sie nicht nur Opfer, sondern Ursache ist.

Guy Clemens, der attraktive Mann im weißen Jackett, bleibt distanziert, stellt emotionslos nüchtern neugierig banale Fragen. Er könnte ihr Therapeut sein, ist aber wie sich später herausstellt, ihr Mann oder zumindest ein vergangener Liebhaber. Fragt er zu direkt, reagiert sie sofort schrill. In ihren Vorwürfen spiegelt sich die Leere ihres Lebens ohne den Mann, den sie liebte, in ihrem Monolog eine „mentale Elefantiasis“, mit der sie um ihr Leben kreist. 

Er reagiert zunehmend verletzt. Sie hätte es ihm erzählen können. er wäre gern ihr Priester gewesen. Nun will er wieder von vorne anfangen und schildert ihr Leben in wundervollen Farben mit einem schönen Garten, einer lieben Schwester und deren Kindern. Sie will nicht wieder anfangen, um dann wieder, wie so oft, Schluss zu machen.

 

Bochum "Asche zu Asche" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Isabel Machado Rios

Sie summt eine Melodie, während ihr Gesicht im Sonnenlicht leuchtet, er stimmt dunkel ein. Er wusste immer, dass sie ihn liebt, weil sie beide dieselben Lieder mögen.

Ohne dass viel passiert, ohne dass sich die beiden nahe kommen, gelingen unter der Regie von Koen Tachelet intensive Projektionsflächen für das Publikum. Erinnerungen weiten sich zu möglichen Kriegstraumata, in denen Müttern die Kinder entrissen werden, just von dem Mann, den sie geliebt hatte. Man denkt an den Zweiten Weltkrieg und die Dämonen der SS. „Asche zu Asche“ entwickelt sich auch als Live-Stream in spannender Vielschichtigkeit.