©Theater Zürich, Gina Folly
Anfangs überzeugt Maja Benjamin leise vor sich hin monologisierend als verlassene Frau von heute, deren Gedanken immer wieder um dasselbe kreisen. Sie hat keinen bösen Plan, will „nicht zur todbringenden Frau mutieren, sich von allen Abhängigkeiten lösen, um die Kinder zu töten. Warum sollte sie das tun?“
Doch sie ist immer noch dem Verständnis des Kugelmenschen verhaftet, dem die zweite Hälfte fehlt, weil der Mann ein anderes Bett suchte. In seinem Glück sieht sie ihren Mangel. Sie weiß nicht weiter, alles ist ihr weggebrochen. Sie gibt auf, kriecht unter das Weiß, schmiegt sich an die Wellungen, um Form zu finden, die sie im Leben verloren hat.
©Theater Zürich, Gina Folly
Doch dieses subtile Spiel weicht mit den Erinnerungen an glückliche Tage einem oberflächlichen Ideenmix zwischen Armdrücken, zarten Klaviertönen, hektischem Auspacken von Gesichtsmasken, blindem Sich-Annähern mit Kuss durch die Maske, ein Moment, der niemals aufhören soll, was sich noch mehr in eine plakativ lächerliche Optik verschiebt, als sie sich unter einer mächtigen Stiermaske wütend schnaubend in die Ermordung der Kinder hineinsteigert. Kombiniert mit balsamischen Allgemeinplätzen wie „Gib nicht auf! Steh zu allem, was du bist!“ entgleitet die Inszenierung schließlich ganz ins Beliebige, was im Vergleich zu anderen Inszenierungen des Berliner Theatertreffens 2021 noch stärker auffällt und die Entscheidung diese Inszenierung für die 10er Auswahl sehr in Frage stellt.
Künstlerisches Team: Leonie Böhm (Regie), Zahava Rodrigo (Bühne) Magdalena Schön, Helen Stein (Kostüme), Johannes Rieder (Musik), Helena Eckert (Dramaturgie)
Mit: Maja Beckmann, Johannes Rieder Live-Musik