Berlin – Maja Zade „Reden über Sex“ – Sex zwischen Frust und Lust

Theaterkritik "Reden über Sex" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Gianmarco Bresadola

Die TeilnehmerInnen der Gruppe trudeln nacheinander zur Yogastunde ein. Doch die Übungen dienen nur der aufheiternden Szenentaktung zwischen den einzelnen Bekenntnissen und sexuellen Schlüsselerfahrungen. Maja Zade konstruiert eine abwechslungsreiche Achterbahn zwischen sexueller Erregung und frustrierenden Enttäuschungen, beginnt mit Low-Sex-Level, um einen amüsant vielfältigen Spannungsbogen mit parodistischen Momenten aufzubauen.

Bei Bernd läuft sexuell nichts mehr. Seit er seine kranke Mutter pflegt, ist er nur noch müde. Ganz anders Fedora. Sie kommt schon, wenn sich Sex nur vorstellt und genießt es ihrer lesbischen Partnerin beim Sex mit einem Typen zuzuschauen. Für den streng katholisch erzogenen, homosexuellen Pascal, kein Sex vor der Ehe, gehörte das Petting im Nachhinein zu seinen schönsten Erregungen. Maria erkennt am Hochzeitstag, dass ihre große Liebe nur noch Blicke für die schöne Schwester hat. Britta brachte wieder Schwung in ihr Sexleben, als sie nach drei Geburten ihre Vulva verengen ließ. Der schüchterne Kevin ist zum ersten Mal dabei und sorgt durch seinen absackenden Blutspiegel für Slapstickeinlagen. Er leidet, darunter, dass sein Penis zu klein ist. „Die Größe ist nicht alles, Sex ist nicht alles“, aber er ist „lebenswichtig“ als energetische Stimulanz, was man an Bernd sieht, der völlig übermüdet auf seinem Sitz einschläft statt nach Hause zu gehen. 

Unter der Regie von Marius von Mayenburg offeriert das Ensemble das Milieu einer urbanen Selbsthilfegruppe. Die Tafeln im Hintergrund lassen Schule assoziieren, hier mehr das lebenslange Lernen, ganz speziell zum Thema Sex. Was ist normal? Wozu das ganze Trara um den Sex? Die Antworten sind banal.

Zur Auflockerung wird solistisch und gemeinsam gesungen und gehechelt, zuweilen eine Orange symbolisch zerquetscht. Dem Rocksong folgt ein Nahkampf, Versöhnung inklusive. Das ergibt nicht viel mehr als eine inszenierte Talkrunde, wirkt wie aus dem Nähkästchen geplaudert ohne Tiefgang, aber man merkt an den vollkonzentrierten Blicken, dass Stück und Inszenierung beim Publikum ankommen.  

Künstlerisches Team: Marius von Mayenburg (Regie), Jan Pappelbaum (Bühne), Nina Wetzel (Kostüme), David Riaño Molina / Nils Ostendorf (Musik),, Erich Schneider (Licht), Maja Zade (Dramaturgie)

Mit: Robert Beyer, Carolin Haupt, Jenny König, Genija Rykova, Konrad Singer, Lukas Turtur

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