Helmut Wartner – „Lebensfreude unter alten Bäumen. Biergärten und Bäume in und um Landshut“ 

Buchkritik "Lebensfreude unter Bäumen" von Helmut Wartner präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de
©Helmut Wartner
„Wir sind begünstigt, wir dürfen noch unter Bäumen leben“, so Helmut Wartner. Angesichts der vielen Rodungen ist das keine Selbstverständlichkeit mehr. Einstweilen ist die „Lebensfreude unter alten Bäumen“ unverzichtbar, soweit man sie kennt. Helmut Wartner gehört zu diesen Menschen. Schon als Kind interessierte er sich für Bäume. Tausende Bäume studierte er während seines Berufslebens als Landschaftsarchitekt in Landshut. Der Kirschgarten im Prantlgarten war sein Herzensprojekt. Es gelang ihn zu retten, wenn auch mit Kompromissen hinsichtlich der Nutzung. Jetzt präsentiert Helmut Wartner in Buchform eine Hommage an die alten Bäume in Landshut und Umgebung. Er beschreibt sie genau, verfolgt ihre Geschichte und zeichnet sie filigran in ihrer Schönheit mit ausladendem Blattwerk und markanten Borken.

Der Spaziergang beginnt mit einem 25 Meter hohen Samtahorn mit farbprächtigem Laubwerk am Eingang des Landshuter Hofgartens und weitet auf andere Standorte und Kulturräume. Dazu zählt die Edel- oder Esskastanie. An den Osthängen des Ätnas steht das älteste Exemplar. Der Ginkgo ist schon 250 Millionen alt, hat Eiszeiten überlebt, selbst den Atombombenabwurf in Hiroshima. Er ist ein „lebendes Fossil“ als „Baum des Jahrtausends“ geehrt. In Landshut gibt es davon zwei herrliche Exemplare.

Buchkritik "Lebensfreude unter Bäumen" von Helmut Wartner präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Helmut Wartner

Ein zweiter Schwerpunkt des Buches ist die Tradition der Biergärten in Bayern, die ohne imposante Bäume kaum vorstellbar ist. Erst durch die Bäume gewinnt ein Biergarten seine unvergleichliche Atmosphäre. Darunter  lässt es sich auch an heißen Tagen gut aushalten. Dabei fließen im Buch die Geschichten bekannter Lokalitäten und ihrer Betreiber ein.

Das Kapitel „Bäume als Naturschmankerl im Landkreis“, etwas irritierend formuliert, zielt auf den Genuss besonders alter Baumgiganten, Linden und Eichen, an denen lebensverlängernde Maßnahmen erklärt werden, um sie zu erhalten. Unter der 250-300 Jahre alten Preysing-Eiche in Eching beispielsweise darf im Kronenbereich nicht geparkt werden und die Bodenbeläge wurden entfernt. Die Straße durch das „Lindentor“ in Vilsheim, noch in den 1960er Jahren rege befahren, verlegte man in den 1970er Jahren. Die Koaser Eiche in Furth regenerierte sich, obwohl ein starker Blitz 2003 ein Drittel der Krone und einen mächtigen Ast zerstörte. Bei der Patzinger Linde in Adlkofen dagegen griff der Mensch ein. Hohlstellen wurden mit Beton verschlossen, wodurch sich Fäulnis und Krankheitserreger entwickelten. Heute weiß man mehr. Man entfernt marodes Holz, um die Baumkrone zu entlasten und schafft mit Textilbändern die nötige Balance.

Durch Fotografien der lichtgrünen Baum- und Blattschönheiten, historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen, dokumentarische Luftaufnahmen, nicht zuletzt durch Helmut Wartners detailfreudige Zeichnungen wird die „Lebensfreude unter Bäumen“ über die sachlichen Texte hinaus auch emotional erlebbar.

Helmut Wartner (Hg): „Lebensfreude unter Bäumen. Biergärten und Bäume in und um Landshut“,  Büro Wihelm  Verlag, Amberg 2023,  S.188 S., 25 €