Berlin – „Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner“ nach einer Fortsetzungsgeschichte von Bertolt Brecht 

Theaterkritik "Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner"

©Matthias Horn

Während des einstündigen Monologs wandelt er sich optisch vom Loser in Unterhosen zum feinen Macker im Anzug (Bühne, Kostüme Johanna Meyer), psychisch vom naiven Heranwachsenden  auf Arbeitssuche zum Boxer im Ring. Dabei räsoniert er  ironisch lässig über  Knock-Outs seines Lebens und dass er nicht als Boxer geboren wurde, sondern ihn das Leben das Boxen aus existentieller Notwehr gegen die Mächtigen leerte. Damit war Samson-Körner für Brechts Weltanschauung ein idealer Prototyp. 

Theaterkritik "Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner"

©Matthias Horn

Das Boxen wird zur philosophischen Metapher des  Sich-durch-das Leben-boxen. Der Stärkere gewinnt, und der genießt seine Macht, schlägt den Gegner zu Boden, lässt ihm gerade so viel Zeit, sich wieder aufzurichten, um die nächste Schlappe zu erleiden, über die Jahre hinweg bis zur völliger Deformierung in jeder Beziehung. wobei es immer mehr ein Kampf gegen die eigenen Unarten ist. Stark wird nur der, der sich zusammennehmen kann, sich voll auf sein Ziel konzentriert und an sich glaubt. Wer sich hängen  lässt, beginnt zu verlieren. Dabei Sport verlängert keinesfalls das Leben, bedarf vielmehr einiger Kunst die Gesundheit aufrechtzuerhalten. 

Das passt bestens in Brechts Betrachtung der Welt. „Die Klügeren bekommen das Geld, die schwächeren die Prügel“. Das sind allerdings inzwischen Binsenweisheiten, etwas arg simpel für die Bühne.

Oliver Kraushaar rasant in Endlos-Schachtelsätzen sächselnd, das daraus entstehende Unverständnis ironisierend, macht die Sache auch nicht unbedingt attraktiver. Dass er zwischendurch mit einem Besucher quatscht, der mit einer umgefallenen Flasche stört, um dann wieder über sich und seinen Freund Freddy bei verschiedenen Schiffsüberfahrten zu erzählen, lapidarisiert den Abend, wenn auch durchaus gekonnt gespielt, zur schnell verblassenden Unterhaltung.