Berlin – „Brechts Gespenster“ – im Berliner Ensemble

Kafka, Gott, Marx, Lenin, Freud, Thatcher und Skelette hängen schlapp in einer übervollen Marionetten-Requisite ab, mittendrin die Hauptperson Bertolt Brecht. Es sind seine Gespenster, seine zu menschenähnlichen Gestalten visualisierte Gedanken, die Suse Wächter (Regie und Puppenbau) mit Hans-Jochen Menzel auf der Bühne des Berliner Ensemble lebendig macht.  Rasant mit Musik unterlegt, mit erstaunlich authentischen Stimmlagen reanimiert entwickelt sich eine charmant unterhaltsame  Theaterrevue als rhetorisches Feuerwerk aus ironischer Distanz. Die verblüffend authentischen Physiognomien der Marionetten und subtielnen Stimmimitationen geben "Brechts Gespenstern" eine sympathische Aura. Jede Szene sorgt für überraschende Lacher. Es ist ein amüsantes Marionettenspiel für Erwachsene, allerdings ohne größeren Tiefgang, mehr eine liebevolle Hommage an Brecht und das Theaterhaus…

„Brechts Gespenster“, Berliner Ensemble©Michaela Schabel

Der Wind braust, Geflüster, schräge Töne via Keyboard, eine Melodie auf der Trompete, pulsierende Schlagzeugrhythmen. Zur nächtlichen Stunde wachen „Brechts Gespenster“ auf der Bühne des Berliner Ensembles auf. Im Hintergrund schimmert Glitzervorhang aus der „Dreigroschenoper“. Kafka schreibt gerade einen melancholischen Brief, um menschliche Brücken zu bauen und schwebt dennoch einsam auf dem Briefbogen davon wie einst sein „Kübelreiter“. Er ist das Gespenst schlechthin, „das Abwesende, das doch anwesend ist“. Brecht als Kontrapunkt dagegen braucht die Welt, weil er sie verändern will. Seine Gespenster, die immer noch wirken, oszillieren zwischen Kommunismus und Kapitalismus, herrlich ironisch zelebriert von Kurt Weill am Klavier, Pavarottis schmalzig geschmetterter Kinderhymne und von Manfred Wekwerths amüsant überzogenem Exkurs über Brechts Verfremdungseffekt, Margaret Thatcher wird zur Inkarnation eines verknöcherten Kapitalismus, der nur Ausbeutung kennt. Marx und Gott, beide nicht von ungefähr mit denselben Gesichtszügen und ähnlicher Aura, diskutieren über Gott und die Welt.

Kafka, Gott, Marx, Lenin, Freud, Thatcher und Skelette hängen schlapp in einer übervollen Marionetten-Requisite ab, mittendrin die Hauptperson Bertolt Brecht. Es sind seine Gespenster, seine zu menschenähnlichen Gestalten visualisierte Gedanken, die Suse Wächter (Regie und Puppenbau) mit Hans-Jochen Menzel auf der Bühne des Berliner Ensemble lebendig macht.  Rasant mit Musik unterlegt, mit erstaunlich authentischen Stimmlagen reanimiert entwickelt sich eine charmant unterhaltsame  Theaterrevue als rhetorisches Feuerwerk aus ironischer Distanz. Die verblüffend authentischen Physiognomien der Marionetten und subtielnen Stimmimitationen geben "Brechts Gespenstern" eine sympathische Aura. Jede Szene sorgt für überraschende Lacher. Es ist ein amüsantes Marionettenspiel für Erwachsene, allerdings ohne größeren Tiefgang, mehr eine liebevolle Hommage an Brecht und das Theaterhaus…

©Berliner Ensemble, Jörg Brüggemann

Nein, Opium für das Volk will Gott nicht sein, das schläfert ein, schon besser LSD-Gott und er singt Brechts Lied von „dem, den keiner kennt“. Gott gefällt die Welt nicht mehr und den Proleten auch nicht. Zu siebt marschieren sie auf, kleine spartanische Holz-Gliederpuppen ohne Gesicht, aber mit Brechts Käppi.

Kafka, Gott, Marx, Lenin, Freud, Thatcher und Skelette hängen schlapp in einer übervollen Marionetten-Requisite ab, mittendrin die Hauptperson Bertolt Brecht. Es sind seine Gespenster, seine zu menschenähnlichen Gestalten visualisierte Gedanken, die Suse Wächter (Regie und Puppenbau) mit Hans-Jochen Menzel auf der Bühne des Berliner Ensemble lebendig macht.  Rasant mit Musik unterlegt, mit erstaunlich authentischen Stimmlagen reanimiert entwickelt sich eine charmant unterhaltsame  Theaterrevue als rhetorisches Feuerwerk aus ironischer Distanz. Die verblüffend authentischen Physiognomien der Marionetten und subtielnen Stimmimitationen geben "Brechts Gespenstern" eine sympathische Aura. Jede Szene sorgt für überraschende Lacher. Es ist ein amüsantes Marionettenspiel für Erwachsene, allerdings ohne größeren Tiefgang, mehr eine liebevolle Hommage an Brecht und das Theaterhaus…

©Berliner Ensemble, Jörg Brüggemann

Ausbrecher gibt es nicht im Zeichen der Solidarität, höchstens Selbstmord. Als der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, stürzt sich ein Prolet von der Theaterloge in den Tod, eine der besten Szenen. 

Arg kitschig ist die Verniedlichung „der kleinen Leutchen“ zu Gartenzwergen, hier driften „Brechts Gespenster“ in die „Augsburger Puppenkiste“ ab trotz der zugespitzten Sprachbilder. Egal ob als ein frustrierendes Sich-zu-Tode-hinauf-Rennens auf einer nach unten gleitenden Rolltreppe oder im überfüllten Lift nach oben, der steckenbleibt, für die von unten gibt es keine Karriere nach oben. Das wirkt insgesamt doch weit weg von den ansonsten sehr aktuellen Inszenierungen des Berliner Ensembles. 

Künstlerisches Team: Suse Wächter (Regie, Puppenbau), Constanze Kümmel (Bühne), Martin Klingeberg, Matthias Trippner (Live-Musik), Steffen Heinke (Licht), Bernd Stegemann (Dramaturgie) 

Auf der Bühne: Suse Wächter, Hans-Jochen Menzel, Martin Klingeberg, Matthias Trippner