Von der Bühne ziehen die Nebel über den Zuschauerraum. In der Ferne leuchten in linearen Strukturen eine Tür mit Treppen und einer Rampe auf drei Seiten als effektvolle Podeste für die TänzerInnen und Electro-Produzent Awir Leon, der live für den musikalischen Background sorgt. Dub, Kurzform für „double“, eine kopierte, collagierte Musikproduktionsweise, wie sie in den 1960er und 1970er Jahren in Jamaika entwickelt wurde, avancierte schnell zu einem Special Label, da sie nicht konserviert und damit auch nicht kopierbar war. Genauso konzipierte Amala Dianor ihre neue Choreographie „Dub“ über die Fusion verschiedener Urban Dancer…
© Pierre Gondard
Ein Tänzer präsentiert eine indisch angehauchte Performance , weitere folgen, haben ihren eigenen Stil zwischen Hiphop, Afro, Latin, Capoeira und artistischen Saltos. Ausgebildet in unterschiedlichen urbanen Tanzformen bringen acht Tänzer und drei Tänzerinnen ihr ganz individuelles Tanzrepertoire ein, spiegeln gegenseitig ihre Bewegungen, entwickeln sie weiter, scheren solistisch aus und verdichten sich dabei immer stärker zu einem tänzerischen Energiefeld, das zwischen den beiden Seitenrampen scheinbar improvisierend hin und her wogt.
1, 2, 3 und 4 stampfen und klatschen sie wie im Flamenco den Rhythmus. Singend, ekstatisch schreiend putschen sie sich gegenseitig auf und entwickeln über 20 Minuten hinweg eine mitreißende Dynamik, die in einem rot ausgeleuchteten Danceflor rasant kulminiert.
© Pierre Gondard
Schnitt. Was im ersten Moment wie eine Pause wirkt, entpuppt sich als Tanztraining. Das Publikum erlebt, wie sich aus kurzen individuellen Tanzchoreos durch Partner- und Gruppenübungen das Können der einzelnen TänzerInnen durch kollektive Synchronisation vervielfacht und sich die überbordende Energetik in ein komplexes Narrativ verdichtet, wofür Bühnenbildner Grégoire Korganow sehr atmosphärisch aus Lichtschienen ein Haus mit acht Räumen konzipiert, in denen die Tänzerinnen in entsprechenden Kostümen Verführung und Travestie, Liebe und Prostitution, Gewalt und Freiheit in Szene setzen und dabei räumliche Eingrenzungen sprengen.
Minutenlanger Jubel und Standing Ovations zeigten, wie gut das Konzept beim internationalen Publikum in Berlin ankam.