München – Haydns „L’infedeltà delusa“ im Cuvilliéstheater

Opernkritike von Haydns  „L'infedeltà delusa“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Welche Rolle spielt die Frau in einer patriachalischen Gesellschaft? Generationen von Dichtern und Komponisten setzten sich damit auseinander. Man kennt das Motiv. Der Vater will seine Tochter reich verheiraten. Die liebt einen anderen und trickst den Vater aus. In Haydns Burletta „L’infedeltà delusa“ ist es Sandrina, die mit der Geliebten ihres künftigen Gemahls Vespina die beiden Männer überlistet und schließlich ihren Nanni heiratet, wodurch Vespina ihr Geliebter erhalten bleibt.  

Die französische Regisseurin Marie-Eve Signeyrole glaubt mit ihrer Inszenerierung das simple Libretto durch die Verortung in einem Internat neu zu erfinden. Doch ihre text- und videoüberladene Inszenierung wirkt für das musikalische Geschehen auf der Bühne und im Orchestergraben kontraproduktiv. Während unter der musikalischen Leitung der litauischen Dirigentin Giedrė Šlekytė Orchester und SängerInnen wunderbar harmonieren, konkurrieren die Bildwelten auf und über der Bühne. Mehr mit Schauen und Lesen als mit Hören beschäftigt beginnt die turbulente Reizüberflutung unterfüttert mit trivial übertriebenen Hauruck-Methoden der Commedia del’Arte schnell zu langweilen… 

München – Schostakowitschs Oper „Die Nase“ setzt ein innovatives Zeichen zu Saisonbeginn unter der neuen Intendanz 

Opernkritik Schostakowitsch "Die Nase" in der Staatsoper München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Schräg ist die Bühne, schräg die Oper. Mit 21 Jahren komponierte Schostakowitsch seine erste Oper „Die Nase“, als er noch als Stummfilmbegleiter am Klavier seine musikalischen Experimente inklusive Schlagzeug ausprobierte und in Sekundenschnelle Stimmungen zu erzeugen lernte. Grotesk und vielschichtig wie die literarische Vorlage, Nikolai Wassiljewitsch Gogols gleichnamige Erzählung, ist die Musik. Fast ohne Arien, nur in Sprechgesängen in 16 Szenen setzt das Orchester spannungsreiche Akzente zwischen kriegerischen Tonfetzen und subtilen Melodiesplittern. Mussorgski, Alban Berg, Elemente der Sakralmusik flossen ein. Deutlich hört man schon Schostakowitschs spätere wuchtige Instrumentierung und seine kämpferischen Klangmuster. Die Münchner Inszenierung wird zu einem hochpolitischen Opern-Erlebnis…