Wehmütig lenkt die Musik schon in der Ouvertüre auf den Schluss, auf Werthers Selbstmord. Mit dem Gegenmotiv freudvoller Liebessehnsucht dreht sich die Bühne aus dem Dunkel in Charlottes Wohnzimmer. Wie eine Rückblende rollt Nurkan Erpulat in seiner ersten, sehr vielschichtigen Operninszenierung Massenets „Werther“ auf. Während Werther als unglücklich Verliebter bei Goethe im Mittelpunkt steht, gibt Massenet Charlotte mehr Raum und den nützt Nurkan Erpulat mit seinem künstlerischen Team, Modjgan Hashemian (Choreographie), Katrin Nottrodt (Bühne, Kostüme) und Martin Stevens (Licht) für große Oper in eindrucksvollen, zeitübergreifenden Szenen immer im Schnittpunkt von Gestern und Heute, Anpassung und Ausbruch, Pflicht und Leidenschaft gespielt und tänzerisch intensiviert in realen und parodistisch bis surreal verfremdenden Szenen. Das Orchester unter der Leitung von Tom Woods macht die Achterbahn der Gefühle zwischen Leidenschaft und Leid, sturm- und drängerisch fulmiant und subtil simultan erlebbar..