München – „Jonny spielt auf“ im Gärtnerplatztheater 

Opernkritik "Jonny spielt auf" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit dem Satz „Wollen wir niemals wieder in die Situation kommen, in der die Situation spielt“ wurde das Publikum von Intendant Josef E. Köpplinger vor der Premiere begrüßt und zielte über das Schicksal des Komponisten Ernst Krenek auf die heutige Krisensituation in Osteuropa. 1927 wurde Krenek mit seiner Oper „Jonny spielt auf“ über Nacht berühmt. Der Erfolg gespiegelten Zeitgeistes währte nicht lange. Ein schwarzer Protagonist auf der Bühne der Wiener Staatsoper war zwar eine Sensation, genauso Kreneks moderner Musikmix zwischen Impressionismus und Jazz, vor allem die Botschaft, dass die neue, die amerikanische Kultur sich mit der alten vereint, aber nicht für die Nationalsozialisten. Die Premiere „Jonny spielt auf“ 1928 im Gärtnerplatztheater wurde durch lancierte Störer nach der bejubelten Premiere wegen verschreckter Besucher zum finanziellen Desaster.
Sie verboten die Oper. Krenek als verfemter Komponist emigrierte. Jetzt präsentiert das Gärtnerplatztheater entlang des Originals „Jonny spielt auf“ inklusive einfahrenden nebelverhüllten Zuges und Weltkugel und das Publikum jubelt wieder, auch wenn sich die Musik (Michael Brandstätter) mehr schrill als avantgardistisch anhört, der Jazz nicht wirklich jazzig mitreißt, die technischen Neuheiten längst Alltag sind. Inzwischen hören wir auf einem ganz anderen Niveau und wissen um Authentizitäten. Aber als Reminiszenz an die Mischung aller rasanten Ismen der turbulenten 1920er Jahre kombiniert mit wenigem Althergebrachten und inzwischen selbst überholt entwickelt wie einst vor allem die Optik einen mitreißenden Sog…