Kuba-Havanna-Mythos Musik

Havannas Musik ist geprägt von Salsa, Jazz und Reggae

Die Rhythmen kennt man durchaus von den deutschen Salsaclubs, aber in Havanna bekommt der Grove durch die Menschen die Authentizität, die mitreißt, den Alltag swingen lässt und gute Laune verbreitet. Man taucht ein in kubanische Lebensweise. Die Musik ist für alle da, macht den Kubanern die Mangelwirtschaft des sozialistischen Alltags erträglich. Musik nimmt dem Schlangestehen die Aggression. Bis der Taxifahrer neue Kundschaft kommt, tanzt er eben ein paar Schritte Merengue oder Salsa oder kubanische Rumba. Musik euphorisiert, macht fröhlich, und das spürt man auf Schritt und Tritt.

© Michaela Schabel

Nach ein paar Tagen kennt man die Gruppen, die einem am besten liegen, die jazziger spielen und schon durch die Besetzung mit Trompete, Saxophon, Violine oder Geige besondere Akzente setzen.

Kubanische Musik in Havanna begeisterte Schabel©Michaela Schabel

Für ungeübte Ohren verschmelzen die komplexen  Musikstile, in denen  spanische-europäische, west- und ostafrikanische, latein- und US-amerikanische Musik über Jahrhunderte hinweg fusionierten, sich der Son zu Salsa entwickelte. Man erkennt natürlich die kubanische Rumba, den Cha-Cha-Cha, vielleicht noch die Habanera, den Bolero, den Merengue und beginnt zu ahnen, welche Vielfalt sich unter dem Schlagwort „Salsa“ zu entdecken ist, die den Jazzimprovisationen immer wieder aufleuchtet.

Geschickt ging die sozialistische Revolution mit der der musikalischen Tradition Kubas um. Sie wurde ganz besonders als Identifikation stiftendes Kulturelement durch die Gründung von Musikschulen  und der staatlichen Plattenfirma EGREM gefördert. Die Texte wurden politischer, behielten aber durchaus ihre subtile Poesie.

Weltweit berühmt wurde die kubanische Musik allerdings erst 1997 durch Wim Wenders Film „Buena Social Club“, produziert mit Musikern der vorrevolutionären Zeit von dem amerikanischen Musiker Ry Cooder.

Buena Social Vista Club begeisterte Schabel©Michaela Schabel

Neben diesen traditionellen Rhythmen hören die Jungen durch die Möglichkeiten der modernen Medien immer mehr den Mainstream lateinamerikanischer Herzschmerzhits.  Aus den Musikboxen der Jugendlichen und den Videoclips als Einstimmung auf Live-Auftritte dröhnen lateinamerikanische Lovesongs mit starkem Reggae-Einflüssen. In der Regel ist ab 22 Uhr Einlass in den Casas de la Musica und in den großen Hotels wie dem Havanna Libre.  Erst um 24 Uhr beginnt der Live-Auftritt. Dazwischen sind zwei Stunden non-stop-Programm via Musikvideos, immer nach demselben Muster der Macht- und Konkurrenzspielchen von Machomännern  und sexy Verführerinnen. Wie gut der Abend wird, hängt dann letztendlich von der Live-Band ab. Das Angebot ist enorm von der Touristenanimation einer Frauenpowerband  bis zum hochklassigen Jazz von Profis. Musik ist einfach wichtig und entwickelt sich in Kuba intensiv weiter. Deshalb hat sich innerhalb kürzester Zeit auch das Musikfestival in der Fabrica del Arte bestens etabliert.

Kubanische Livemusik in Havanna inspirierte Schabel©Michaela Schabel

Doch man kann auch ganz authentisches Kuba von einst erleben. Unter Umständen hat man das Glück in der bodenständigen Bar mit Restaurant des „La Lluvia del Oro“ in der Calle Obispo in ein Geburtstagsfest von Einheimischen zu geraten,  ein Erlebnis auf jeder Ebene durch die ausgelassene Freude der Musiker und Gäste. Wer musikalisch begabt ist, singt und spielt eine Runde mit für das Geburtstagskind und alle tanzen mit Temperament und Lebenslust. Atemberaubend wirbeln  alten Herren die Mädchen und Frauen mit Grandezza herum, ohne sich selbst arg zu bewegen. Es ist immer nur der gleiche Grundschritt immer neuen rasanten Drehungen, mit respektvollen Abstand, ohne die klebrige Nähe allzu schneller Anmache.

Die Musik in Kuba, Havanna, ist mehr als Salsa©Michaela Schabel

Und dann gibt es noch die Überraschungen, wenn man zu Fuß unterwegs ist und Musiker ganz alleine hört, wie sich als Straßensänger erproben oder wie Profitrompeter des Orchestra Sinfonica National de Cuba im Park beim Platz der Revolution, Musiker mit ihren Schülern neue Jazz-Kompositionen und Echowirkungen ausprobieren.