München – „Eight Songs for a Mad King“- experimenteller Klassiker als Live-Stream in der Staatsoper 

München Staatsoper "Eigth Songs for a Mad King" präsentiert von www.schabel-kulturl-blog.de

©Staatsoper München, Wilfried Hösl

Mit einem Live-Stream präsentiert die Münchner Staatsoper noch einmal im Rahmen der Montagskonzerte „Eight Songs for a Mad King“, das schon bei der Premiere im vergangenen Juni für Standing Ovations gesorgt hatte.

Unter der musikalischen Leitung von Olivier Tardy und der szenischen Einrichtung von Andreas Weirich singt und verkörpert Bariton Holger Falk mit schauspielerischem Talent einen beeindruckend verrückten König. In weißen Unterhosen von Anfang ein Klapsmühlenkandidat, aber durch sein dominantes Auftreten doch die Figur, um die sich alles dreht, ein König, dem alles erlaubt ist. Er darf den Musikern Klang und Takt vorgeben, sich in seinem Gesang irrlichternden Stimmungen und schrägen Rhythmen hingeben.  

In tragischen, poetischen und dissonanten Tonstrukturen, die den Musikern einiges abverlangen, findet der Wahnsinn des Königs sein Spiegelbild. Der Schlagzeuger hält den Puls des Irrsinns in Grenzen, den die Streicher und Holzbläser ständig durchbrechen und dabei zuweilen jegliche Musikalität verlassen. Klangschöne Melodien mutieren in Lärm und Krach, musikhistorische Reminiszenzen verschwinden plötzlich in Dissonanzen. Sprachgesang steigert sich in höchste Tonlagen, die Dynamik vom Flüstern zum Schreien, sehr differenziert und facettenreich von Holger Falk hörbar gemacht. 

München Staatsoper "Eigth Songs for a Mad King" präsentiert von www.schabel-kulturl-blog.de

©Staatsoper München, Wilfried Hösl

Alle Songs drehen sich um die Zustände des Königs, oft bedrohlich, zuweilen verträumt, sogar etwas tänzerisch swingend im Flitterjackett unter der Diskokugel. Geschickt weitet Andreas Weirich den irren König  zur Projektionsfläche für Jedermann, der in seiner verrückten Individualität alle Freiheiten auslotet und doch in der Seele ein ganz Unglücklicher ist.

Dann folgt abrupt ein neuer Wahnsinnsschub. Brachial zerschmettert der König die Violine eines Musikers und entschwindet in hohen feinen Tönen ganz ins Reich der Verrücktheit. „The King is dead“, schreit er hinaus. Das zu Beginn an der eisernen Wand  angeschriebene Angebot „Let us Talk“ wischt er  ab und besteigt den Thron. Eine Krankenschwester schnallt ihn dort fest. Man denkt an einen elektrischen Stuhl, der den König endlich von seinem Leiden erlöst. Musikalisch und szenisch ein Highlight.