"Kultur macht glücklich"


Landshut – Händels Barockoper „Xerxes“ im Landestheater gut gesungen, fragwürdig inszeniert 

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Landshut – Händels Barockoper „Xerxes“ im Landestheater gut gesungen, fragwürdig inszeniert 

©Landestheater Niederbayern, Foto: Michaela Schabel 

Die Geschichte ist an sich simpel und doch sehr komplex. Zwei Brüder, König Xerxes und Arsamene, lieben Romilda. Sie liebt Arsamene, was Xerxes zu hintertreiben versucht, während ihre Schwester Atalanta Arsamene für sich gewinnen will. Amastre, die Xerxes bereits versprochen ist, und Elviro, der Freund der königlichen Brüder, zunächst ignoriert, kommen erst am Schluss zum Zug, damit das dreifache Liebes-Happyend stattfinden kann. Das klingt reichlich verschwürbelt, ist es auch, selbst wenn in den Untertiteln die Personalien eigens erklärt und im Programmheft grafisch die Liebesbeziehungen dargestellt werden, zumal die Brüder mit Frauen besetzt sind, was wegen der hohen Stimmlagen durchaus üblich ist, aber in der Regel durch Kostüme und eine klare Personenregie deutlich zugeordnet und kontrastiert wird. Statt balzenden Machismo suggeriert diese Inszenierung lesbische Avancen, womit die barocke Wucht der Gefühle deutlich reduziert wird.

Aber so schön das Frauenquintett singt, allen voran Sabine Noack in der Titelrolle, dieser „Xerxes“ funkt nicht. Es fehlt das orgiastische Temperament, was Barockopern so mitreißend macht. Man vermisst stimmliche Kontrastierungen, narzisstischen Machismo, schauspielerischen Witz und originelle Einfälle der Regie.

Nur die Chaiselongue oder den Rollstuhl, in den Ariodate, der Vater der Schwestern, verbannt wird, hin- und herzuschieben, den Bonsaibaum oder die Sporttasche umzupositionieren reicht nicht, um die Turbulenzen der Gefühle in Händels meist gespielter Oper erleben zu lassen. 

Nur Emily Fultz gelingt als herrlich kokette und unbeschwerte Verführerin durch ihren persönlichen Charme und ihre herrlich leichten, doch durchdringenden Koloraturen barockes Lebensgefühl zu vermitteln. Wie rasant „Xerxes“ hätte sein können, zeigt Heeyun Choi, wenn er plötzlich aus dem Rollstuhl springt und seine vorwiegend stumme Rolle tänzerisch marschierend herrlich karikiert. Zusammen mit Miroslav Stričević setzt er wunderbare tiefe Akzente. Ein besonderes Lob gilt Stefanie Hershow, die in der besuchten Vorführung wegen Erkrankung von Henrike Henoch ganz kurzfristig die Partie Romildas übernahm und stimmlich, zuweilen auch gestisch souveräne Akzente setzte.

Künstlerisches Team: Fabio Cerroni (Musikalische Leitung), Urs Häberli (Inszenierung), Marcel Zaba (Bühne, Kostüme) Swantje Schmidt-Bundtschuh (Dramaturgie) 

Mit: Sabine Noack (Xerxes), Sarah-Léna Winterberg (Arsamene), Tiina Penttinen (Amastre), Henrike Henoch/ Stephanie Hershow (Romilda), Emily Fultz (Atalanta), Heeyun Choi (Ariodate), Miroslav Stričević (Elviro) und der Niederbayerischen Philharmonie

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