Tango – Trio Agora „Hotel Tango“ präsentiert drittes Album, inspiriert vom Tango-Universum

CD-Kritik "Hotel Tango" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Im alten Griechenland hieß der zentrale Markt- und Festplatz einer Stadt Agora. Genau auf diese Begegnung von Menschen und Kulturen zielt das Trio Agora. Es holt die Besucher auf dem bekannten Tangoniveau ab und entführt sie in neue Fusionen und Weiterentwicklungen des Tangos, immer unter dem bipolaren Lebensgefühl von melancholischer Sehnsucht und endorphinisierten Glücksgefühlen. 

Mit Tango assoziiert man Buenos Aires und Argentinien. Die Musik stammt aber von europäischen Einwanderern, die im Tango ihr Heimweh und später auch ihr Liebesleid ausdrückten. Neben volkstümlichen Liedern und Melodien wie „La Comparsa“ oder „San Pascual Bailón“ präsentiert das Trio klassische Tangos von Ravel und Stravinsky bis zu Tango-Nuevo-Entwicklungen aus der Feder Piazollas und ein Auftragswerk des kanadischen Komponisten Joel Hoffman. Die berühmten Melodien der großen Tango-Kompositionen klingen an und wandeln sich durch die Arrangements von Žilvinas Brazauskas und Karolis Śarkus in rasante Klangkosmen. Man hört das impressionistische Flirren à la Debussy, die pure Lebensfreude jüdischer Hochzeitsmusik, jazzig swingende Improvisationen und hauchzarte Tonstrukturen, die kafkaeskes Lebensgefühl hörbar machen. 

Žilvinas Brazauskas mit Klarinette und Bassklarinette, Natania Hoffman am Cello und Robertas Lozinskis am Flügel kommunizieren im Dreieck, finden aber auch mit geschlossenen Augen völlig der Musik hingegeben eine mitreißende Tonalität. Jeder ein Meister seines Instruments mit experimenteller Neugier interpretiert auf seine ganz spezielle Weise die Höhen und Tiefen der Tangosehnsucht, woraus sich ein temperamentvoll harmonisches Spiel in kontrastreichen oder sich gegenseitig verstärkenden Stimmungen entwickelt. Souverän, überaus subtil in irrwitziger Geschwindigkeit lässt Žilvinas Brazauskas immer wieder Klezmermusik aufleuchten. Robertas Lozinskis swingt smart am Flügel, verwandelt hohe Töne in ein fragiles Glasperlenspiel und wagt brachiale Improvisationen mit vollem Körpereinsatz. Natania Hoffman ist ganz eins mit ihrem Cello, lotet ihr Instrument von glassplitternden Höhen bis zu satten Strichen in melancholischen Tiefen aus, so hingebungsvoll, dass man sich in eine andere Welt versetzt fühlt. Trotz aller Tango-Dramatik behält beim Trio Agora dennoch  fröhliche Tenor Oberwasser. 

Mit Verve setzen die drei MusikerInnen mit Flamenco Golpes und Palmas (rhythmisches Händeklatschen) rasante Akzente. Witzig der Titel von „Hotel Tango“ gerappt, immer wieder eingeschoben wird diese Komposition zum Symbol eines fröhlichen globalen Austauschs zwischen Kommen und Gehen. Zwischen den einzelnen Kompositionen rauscht unter der Regie von Andrea Tortosa Baquero ein altes Radio und erinnert an die Originaltöne und  Lebenswirklichkeit im Buenos Aires der 1930er Jahre. Welch eine Klangentwicklung, welch ein bezauberndes Konzert. Danach will man die CD unbedingt haben, um diese Stimmungen immer wieder erleben zu können. 

Ab 23. Juni ist die CD „Hotel Tango“ Die CD „Hotel Tango“ unter dem Label Accentus Music im Handel erhältlich.