Potsdam – Fahrradkonzert 2018

Kritik zu den Potsdamer Fahrradkonzerten www.schabel-kulturblog.de

Bestens organisiert konnte man nahtlos von einem Konzert zum anderen radeln, sich gleichzeitig  über die facettenreiche Potsdams Stadtgeschichte informieren und und die wunderbaren Park-Seelandschaft genießen.

Potsdam offerierte sich bei den diesjährigen Fahrradkonzerte  als Integrationsmetropole. Bedingt durch den Repräsentationsdrang und die Reiselust der Monarchen wurde Potsdam schon sehr früh multikulturell. Aus Österreich vertriebene Juden, in Frankreich verfolgte Hugenotten, holländische Handwerker, norwegische Baumeister, Schweizer Fabrikanten und Landwirte, flämische Schmiede, böhmische Weber und Musiker, italienische Schneider, russische Chorsänger prägten architektonisch und kulturell die Stadt.

Die diesjährigen Fahrradkonzerte machten die musikalische Wurzeln, Vielfalt und Ähnlichkeiten aus acht Ländern mit teilweise einzigartigen Klang-, Gesang- und Tanzperformances  hör- und sichtbar. Die hochkarätigen Musiker, gleichzeitig musikwissenschaftliche Experten ihrer extravaganten Instrumente, gastieren inzwischen europaweit.

michaela schabel besuchte für schabel-kultur-blog.de die Potsdamer Fahrradkonzerte

©Michaela Schabel

In der Kaiserlichen Matrosenstation Kongsnaes am Ufer des Jungfernsees, einst eine Anlegestelle für Vergnügungsfahrten Kaiser Wilhelms II,  spielten Miriam Andersen und Poul Hoxbro auf Kuhhörnern und Röhrenknochenflöten. Sie zählen zu den ältesten Musikinstrumenten der Menschheit. Die alten Weisen, weit vor der schriftlichen Überlieferung, lassen  die Sehnsucht ähnlich der Panflöten in hoher, sehr filigraner Tonalität auf skandinavische Weiten assoziieren. Miriam Andersen rekonstruiert ihre Vokalgesänge aus der mittelalterlichen Skaldendichtung und entdeckt darin die magischen Welten der Vorzeit der  Sagas und eddischen Dichtung.

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©Michaela Schabel

Bis in die Antike 400 vor Christus reicht die perkussive Musik Conrad Steinmanns und Marin Lorenz´ zurück, die sie vorwiegend  aus dem Rhythmus der griechischen Literatur rekonstruierten. Mit Kymbalas (beckenartige Schlaginstrumente aus Metall), Krótalas (Holzklappern) und Aulos (Rohrblattinstrumente), mehr Oboe und Schalmei als Flöte,  von Conrad Steinmann mit beiden Händen gespielt, entstehen faszinierende Ton-Schall-Experimente, deren ekstatische Wiederholungsrhythmen die tänzerische Drehbewegungen bei antiken Gelagen assoziieren lassen und im Schloss Glienicke  ein atmosphärisches Umfeld fanden.

Exotisch erklangen in der Loggia Alexandra Ma-Lou Bergerters und Annegret Holjewilkens „Alphornechos“ zwischen Berg und Tal der Potsdamer Endmoränenlandschaft. In der Waschhaus Arena, der ehemaligen Russenhalle, bot das Männer Gypsie Dance Theatre aus Rumänien ein ekstatische Tanzshow zur Live-Musik.#

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©Michaela Schabel

Wer es gemütlicher mochte, konnte im Park der Villa Glienicke bei den  „Citoller Tanzgeigern“ aus der Steiermark,  verstärkt durch  Tuba, Posaune und Akkordeon im Park der Villa Glienicke, ein Tänzchen wagen.

Klassische Konzerte standen in der Friedrichskirche Babelsberg und in der Nikolaikirche auf dem Programm, nicht zu vergessen die Jazz- und Folkformationen dazwischen.

Michaela Schabel