Cloé Dufresne©Michaela Schabel
Drei junge DirigentInnen konnte ich in den Orchesterpausen interviewen. Cloé Dufresne 1991 kommt aus Frankreich, Robert Kahn aus den Niederlanden, Johannes Zahn aus Deutschland.
Wie fühlen Sie sich auf dem Festival?
C.D. Es fühlt sich einfach großartig an. Der Platz ist schön, alles bestens organisiert, Wir sind ganz in der Nähe vom Festival-Zelt in einem Hostel für Sportler untergebracht, verbringen die Freizeit zusammen, kochen zusammen. Das ist fast wie zu Hause.
Cloé Dufresne©Capucine de Chocqueuse
Warum haben Sie sich für die Meisterklasse bei der Gstaad Conducting Academy angemeldet?
C. D. Das Level des Orchesters ist ungewöhnlich hoch und für Meisterkurse auch ungewöhnlich groß. Die Meisterklassen haben in der Welt der Dirigenten ein großes Renommee. Es gibt zwar viele Angebote an Meisterklassen, aber nur wenige hochkarätige. Das Repertoire ist vielseitig, von der Klassik bis zur Romantik. Ich freue mich ganz besonders zum ersten Mal Dvořák dirigieren zu dürfen. Das Orchester spielt sehr gut zusammen, ist unterstützend. Professor Schlaefle ist sehr erfahren und korrigiert überaus einfühlsam.
R.K. Es gibt keinen anderen Platz, der ein besseres Orchester und bessere Professoren bietet. Die Musiker spielen nur im Sommer zusammen, in immer neuen Besetzungen. Deshalb sind sie sehr flexibel und konzentriert, wodurch das Orchester immer neue Energien aufbaut.
Robert Kahn©David Debalko
J. Z. Es ist phantastisch hier. Ich habe bei Professor Schlaefle studiert. Er ist einmalig und passt sich sehr schnell an die unterschiedlichen Persönlichkeiten an. Ich mache meine Probe, dann spreche ich mit ihm darüber. Er möchte, dass wir selbst herausfinden, was wir noch nicht hören, aber gehört haben könnten. Abends gibt es nochmals Feedbackrunden, auch mit einzelnen Instrumentalsolisten. Es ist sehr leicht mit dem Orchester zu experimentieren. Im Vergleich zu anderen Orchestern bei Meisterklassen zieht es ungewöhnlich schnell mit.
Wie kamen Sie überhaupt zum Dirigieren?
C.D. Ich sang schon als Kind in der Oper und spielte Violine. Dabei lernte ich Dirigenten kennen. Allerdings studierte ich zunächst Bratsche, Chor und Chordirigat, dann entschied ich mich erst für das Orchesterdirigieren.
R.K. Eigentlich wollte ich Klarinette studieren. Aber das Dirigieren zog mich immer mehr in seinen Bann.
J.Z. Meine Mutter brachte mich mit vier Jahren zum Cellounterricht. Ich wollte etwas Anderes spielen als Geige oder Klavier, was meine Schwestern machten. Kurz vor dem Cellostudium brach ich mir den kleinen Finger, sattelte deshalb auf BWL um und kam dann über Umwege zum Dirigieren.
Wie würden Sie Ihre Art des Dirigierens beschreiben?
C.D. Ich dirigiere sehr emotional, in großen Bewegungen.
R.K. Nun, ich versuche immer eine Geschichte zur Musik zu erzählen, einen Weg zu finden, die Komposition frisch und neu hörbar zu machen. Die Geschichten ändern sich, je mehr man sie studiert, desto mehr Tiefe entdeckt man.
J.Z. Das ist eine schwierige Frage. Ich bin ein relativ großer Kerl und muss schauen, dass ich nicht zu viel mache. Eine klare Kommunikation mit dem Orchester auf gleicher Augenhöhe ist mir sehr wichtig. Deshalb dirigiere ich meist auswendig.
Johannes Zahn©Reiner Nicklas
Gibt es bezüglich des Neeme Järvi Prize, der dieses Jahr zum siebten Mal verliehen wird und ein Gastdirigat mit einem renommierten Orchester auslobt, Konkurrenz zwischen den Teilnehmern?
R. K. Nein, überhaupt nicht. Wir wollen einfach nur besser werden.
J.Z. Es gibt null Konkurrenz. Wir sind sehr kollegial, wollen uns nicht gegeneinander durchsetzen, sondern austauschen, davon haben wir alle am meisten. Den Preis zu bekommen wäre schön, aber das kann man nicht kontrollieren. Viel wichtiger ist der Kontakt mit den Musikern. Ihre Reaktion ist immer ehrlich, nicht geschönt. Das Orchester ist ein guter Spiegel, was der Dirigent kann. Bei diesem Orchester liegt es immer am Dirigenten, wenn es nicht funktioniert.
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