Dresden – Musikfestspiele „Klavierduo Lucas und Arthur Jussen“

Konzertkritik Lucas und Arthur Jussen präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Harmonie und Präzision zeichnen sie aus. Letzteres hat ihnen der Vater beigebracht. Als Paukist beim niederländischen Radiosymphonieorchester war es selbstverständlich, dass er die Spielweise seiner Jungen rhythmisch immer genauestens verfolgte. 2010 bekamen Lucas und Arthur Jussen einen Exklusiv-Vertrag mit der Deutschen Grammophon. Für ihr Beethoven-Debüt erhielten sie auf Anhieb eine Platin-Auszeichnung. Inzwischen sind sie international unterwegs und reisen derzeit kreuz und quer durch Deutschland Bei den Dresdner Musikfestspielen strahlen sie wie Jungs nach einem gewonnenen Fußballmatch über ihre Erfolge.

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© Michaela Schabel

Ihr Spiel und ihre Virtuosität sind umwerfend. Temperamentvoll, mit facettenreichem Farbklang  interpretieren sie  das klassische Repertoire von der Spätromantik bis zur frühen Moderne. Bestens zusammengestellt macht das Programm das hohe Niveau dieses Klavierduos mit jedem Stück noch deutlicher. Schon der Beginn  mit Mendelssohn Bartholdys „Andante“ und „Allegro assai vivace“ überrascht durch unwahrscheinliche Rasanz, Dynamik und  emotionales  Miteinander im Wechsel der melodischen Führung.

Bei Franz Schuberts „Lebensträumen“, Allegro a-Moll, werden Lucas und Arthur Jussen zu melancholischen Träumern. Durch sanft perlende Läufe, warm pulsierende Klangfarben und synchrone Körpersprache entdecken sie die Ruhe nach den stürmischen Zwischenspielen des Lebens.

Dazu bildet Poulenc frühe „Sonate für Klavier zu vier Händen“ einen wunderbaren Kontrast. Das Prelude oszilliert zwischen wildem Temperament,  lyrischer Anmut und dissonant klirrender Ausgelassenheit, steigert sich im Mittelteil zu trillernd irrlichternder Dynamik, die sich verspielt zurücknimmt, um im Finale umso ekstatischer zu eskalieren.

In Ravels 6-teiliger Märchensuite „Ma mère l`oye“ tauchen Lucas und Arthur Jussen in stille gefühlvolle Stimmungen ab, zaubern samten warme Klangfarben, setzen neckische Akzente, kontrastieren mit harter Rhythmik und ekstatischer Dynamik und genießen die tonale Harmonie im „Märchenhaften Garten“.

Strawinskys „Le sacre du printemps“ überrascht nach der Pause mit einer noch größeren Intensität. Mit unglaublicher Virtuosität, physischer und psychischer Hingabe bieten Lucas und Arthur Jussen ein tonales und rhythmisches Klang-Feuerwerk voller  abrupter Brüche und Stimmungswechsel, gespielt in einem atemberaubenden Tempo.

Das Publikum will nicht aufhören zu applaudieren. Die Begeisterung hält auch nach einer ruhigen Bach-Zugabe an. Dass dann noch ein mitreißendes modernes Evergreen-Medley folgt, in dem argentinischer Tango aufleuchtet, macht Lucas und Arthur Jussen noch sympathischer. Man wird noch viel von den beiden hören.