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Domenico Scarlatti (1685 – 1757), Zeitgenosse von Bach und Händel, war seiner Epoche weit voraus, komponierte fern vom musikalischen Mainstream, indem er die solistischen Möglichkeiten des Cembalo erkannte, das damals noch vorwiegend als Basso Continuo verwendet wurde. Aus heutiger Sicht gilt er durch seine empfindsamen, höchst virtuosen Kompositionen als Brückenbauer zwischen Barock und Klassik und so manche Sonata lässt durch impressionistische Passagen aufhorchen.
Gabriele Leporatti ist mit Scarlatt Interpretationen von Maria Tipo aufgewachsen, mit der er später zusammenarbeiten durfte. Dabei lernte er die Eckpfeiler von Scarlattis Sonaten zu durchdringen „Rhythmus und Phantasie, Leichtigkeit und Bewegung, Akzente und Nuancierung“. Um die Möglichkeiten der Klangqualität noch profunder zu erfassen, beschäftigte sich Gabriele Leporatti im Vorfeld der CD-Einspielung intensiv mit Cembalo und Hammerklavier.
Das Ergebnis begeistert durch Leidenschaft und Eleganz. Gabriele Leporatti lässt Scarlattis „Sonatas“ als solistische Glanzstücke auf dem Klavier in herzerfrischenden, ausgelassen sich steigernden Stimmungen und balsamischer Ruhe aufleuchten. Jedes Stück erzählt eine andere Impression, die durch die gelungene Auswahl wie eine Fortsetzungsgeschichte wirken. Die 12 „Sonatas“ fügen sich zu einer harmonischen Wohlfühlmusik, in der Scarlattis Feinheiten in Bezug auf Dynamik und Tempi hörbar werden und versetzen den Hörer in einen beschwingt rasanten oder empfindsam sanften Bewusstseinszustand.
Sozusagen als einstimmenden Prolog wählt Gabriele Leporatti die Sonata in C Major K.513, deren bekannte Melodie im Tempo eines Pastorale Moderato in die Welt der eleganten Empfindsamkeit entführt, aus der sich über Molto Allegro ein virtuoses Presto entfaltet. Unter den Händen von Gabriele Leporatti eilen die Töne hinauf und hinunter, als spielten sie Fangen. Jeder Ton funkelt vor Lebensfreude, Sonne und Sommer. In der Sonata in b flat minor K. 131 kokettieren hohe Einzeltöne mit tieferen Akkorden, mit wechselndem Führungsanspruch. Die folgende Sonata in f minor K. 519 entwickelt sich aus dem unbeschwerten Geplauder zu einem resoluten Dialog und findet im Andante der Sonata in c Minor K. 158 einen sanften Abschluss mit klaren dialogisierenden Trillern, die liebevoll achtsames Einverständnis assoziieren lassen, gemeinsam in Tiefe und Höhe gleiten und wie im Schlaf verklingen, um umso frischer im Allegrissimo der Sonata in g minor K. 450 aufzuwachen. Helle Akkorde hüpfen voran, kurze Tonfolgen und markante Triller hinterher. Mit der überaus virtuosen Sonata in F major K. 438 gelingt Gabriel Leporatti durch akkordisches Herzklopfen und fulminante Läufe ein feuriger Abschluss.
Gabriele Leporatti, gebürtiger Italiener, lebt in Deutschland. Bereits mit 19 Jahren graduierte er am Konservatorium „Luigi Cherubini“ in Florenz mit „summa cum laude“.
Seit 2012 ist er Dozent für Klavier und Leiter der Klavierabteilung an der Internationalen Musikakademie Anton Rubinstein in Düsseldorf.