Bayreuth – Umwerfendes „Gipfeltreffen: Händel und Gluck“ mit Samuel Mariño im Markgräflichen Opernhaus

Gluckfestspiele "Gipfeltreffen: Händel und Gluck" mit Samuel Mariño präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Gluckfestspiele 2022, Khrystyna Jalowa

Das Programm „Gipfeltreffen: Händel und Gluck“ orientiert sich an Samuel Mariños zweiter CD „ Care pupille“, die auf das historisch verbürgte Treffen der beiden Komponisten verweist. Das knackig kurze Programm mit sieben Stücken ohne Pause mit Samuel Mariño und dem Händelfestspielorchester Halle macht Lust auf mehr. 

Das Festspielorchester unter der Leitung von Jörg Halubek verzaubert die Konzertbesucher in Bayreuth vom ersten Ton mit flotten Tempi, warmem Farbklang und sehr subtiler Dynamik. Nach der schwungvollen, lebensfrohen Interpretation von Händels „Giulio Cesare in Egitto“ zur Eröffnung bewies Samuel Mariño schon durch seine Optik Esprit und Humor. Im bauschigen Rock mit schwarz glitzerndem Jackett erschien er als pfiffig kesse Madame, die um ihre Unwiderstehlichkeit weiß und mit unwahrscheinlichen Koloraturen wahre Begeisterungsstürme auslöste. 

Wie ein Schmetterling, außerordentlich agil und mühelos kolorierte Samuel Mariño durch seine natürlich hohe Stimme, die er durch eine hormonelle Disposition nach der Pubertät behielt, so dass er nicht falsettieren muss. In höchsten Sphären, frivol mit den Augen zwinkernd, mit smartem Achselzucken, einem Salsa-Hüftschwung zwischendurch macht er Händels erotischen Kosmos über die Arien „Non sarà guisto“ aus „Atalanta“ und „Quella fiamma“ aus „Arminio“ in faszinierender Weise erlebbar. Mit Schalk, federleicht, fröhlich charmant interagiert Samuel Mariño mit der Oboistin. Sie ist nicht nur Echo, sondern gibt Parolis, auf die Samuel Mariño lässig provokant stimmlich in noch höhere Regionen entschwirrt. 

Händels „Concerto Grosso in G, op 6/1“ dazwischen hält die dynamische Spannung in Balance, nicht zuletzt durch flotten Duktus der ersten Geigerin. 

Mit der „Sinfonia“ aus „Antigone“ stimmt das Festspielorchester auf die klarere musikalische Linienführung Glucks ein. Jetzt umgekehrt in Hosen mit roter Bluse und viel Schmuck, mehr eine Latina-Schönheit von der Straße, arbeitet Samuel Mariño in den Arien von Berenice („Antigone“) und des Oronte („Il Tigrane“) die dramatisch verzweifelten Facetten im Sinne der Gluckschen Opernreform heraus. In „Care Pupille“ überzeugt Samuel Mariño statt mit Koloraturvirtuosität durch warm durchglühte Melodienlinien, in denen er klar abgesetzt immer höhere Töne anschlägt, die er in der Verzweiflung durch satte Tiefen kontrastiert. 

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©Gluckfestspiele 2022, Khrystyna Jalowa

Unter stürmischem Applaus und vielen Bravorufen ließ sich Samuel Mariño zu drei weiteren Zugaben hinreißen, allesamt festivalgemäß aus der Barockmusik Glucks, die sich durch diese Festspiele immer im kollektiven Gedächtnis verankern.  

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