Weltpremiere beim Dokumentarfestival 2021- „Der wilde Wald“ – ein Filmporträt des Nationalparks Bayerischer Wald

Filmkritik "Im Wald" beim Dok.festival 2021 präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Lisa Eder

Sehr geschickt lässt Lisa Eder den Kampf um den „Wilden Wald“ aufleuchten. Im Bayerischen Wald, dünn besiedelt mit Randlage entlang des Eisernen Vorhang in Zeiten des Kalten Krieges, war der Wald an sich von existenzieller Bedeutung. Doch trotz der Angst der Einheimischen um ihre Arbeitsplätze wurde 7.10.1970 der Nationalpark Bayerischer Wald als erster Nationalpark Deutschlands gegründet. Als nach einem mächtigen Sturmwurf der Borkenkäfer kam und  sich die trockeneren Sommer extrem stark vermehrte, verwandelte sich die Waldidylle in eine Katastrophe. Der Wald starb. Die Einheimischen demonstrierten. Franz Biebelriether, ehemaliger Leiter des Nationalparks erhielt sogar  Morddrohungen.

Lisa Eder faszinierender Film lässt die Proteste schnell vergessen. Sie fokussiert auf die natürliche Regeneration des Waldes, statt Fichtenmonokultur auf die Artenvielfalt des sich neu entwickelndes Mischwaldes. Alle einheimischen Großtierarten sind bis auf Bär und Wisent inzwischen wieder in freier Natur zu finden und für die Besucher in einem großzügigen Gehegewanderweg im natürlichen Umfeld des Waldes zu erleben.

Filmkritik "Im Wald" beim Dok.festival 2021 präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Lisa Eder

Obwohl jährlich bis zu 1,4 Millionen Besuchern kommen, bietet das weite Areal Ruhe und Entspannung.

Die Kamera fokussiert auf ferne Horizonte, folgt den Baumwipfeln steil abwärts und den Borkenkäfern in die Ritzen und Fugen der Bäume. Makroaufnahmen eröffnen die Blicke der Insektenforscherin Diana Six auf die zauberhafte Welten von Bienen, Borken- und Ambrosiakäfern. Starke Schnitte schaffen Spannung, ein Luchs mit seinen verspielten Jungen im Sonnenzwielicht, eine Tausendfüssler im Gegenlicht der Dämmerung, Eulen, die ihre Brut nachts füttern, ein Wolf auf der Pirsch, dazwischen Sequenzen des alten Brauchs vom Wolfaustreiben und immer wieder Originalstimmen der Einheimischen.

Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang à la Caspar David Friedrich vom Lusen aus mit Blick auf den neu wachsenden Wald zwischen den abgestorbenen Baumstämmen endet dieser außerordentliche Naturfilm als Plädoyer für die sich selbst regenerierende Kraft der Natur. 

Künstlerisches Team: Lisa Eder, (Text, Produktion), Tobi Corts, Heiko Knauer, Dietmar Nill, Robin Jähne, (Kamera), Tomas Bastian, (Ton), Georg Michael Fischer (Schnitt), Sebastian Fillenberg (Musik). 

Länge: 89 Minuten