Toshiaki Toyoda – „Shiver – Die Kunst der Taiko Trommel“

"Shiver" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Rapid Eye Movies

In acht Sequenzen trommelt das Ensemble neue Kompositionen und unterschiedlichste Stile, um im Finale zu verschmelzen. Der Regisseur Toshiaki Toyoda weiß um die Magie dieser Musik und ihre Wurzeln in der Natur und den japanischen Mythen. Er reiste mit dem Taiko-Ensemble Kodo und dem Komponisten Koshiro Hino eigens auf die Insel Sado, um sich dort inspirieren zu lassen. Vor der Kulisse dieser Insel  bekommt die Musik ihre tiefe spirituelle Kraft, die durch und durch in der japanischen Kultur verankert ist. 

Die Trommler beginnen subtil mit einem filigranen Grundrhythmus, aus dem sich ein mitreißender Drive entwickelt, der sich wie ein Fluss zum Wasserfall steigert. Solistisch, dann zu zweit, abwechselnd oder gleichzeitig im Stehen auf die hängenden großen Röhrentrommeln einschlagend entwickelt sich eine archaische Urgewalt, die Toshiaki Toyoda durch wuchtige Wasserfluten visualisiert. Klatschnass von der physischen Anstrengung glänzen die athletisch muskulösen Körper, ganz eins mit dem Klang. Dieses Trommeln ist wie ein Kampf in irrsinniger Schnelligkeit, Hieb auf Hieb so schnell, dass die Schlägel verwischen. Man beginnt zu verstehen, warum die Samurai mit den Taiko Trommeln in den Krieg zogen, um den Feind einzuschüchtern.

Filmkritik "Shiver-Die Kunst der Taiko-Trommel" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Das tonale Abflauen ins ganz Leise schafft Spannung für ein noch wuchtigeres Aufbrausen bis zum Abtauchen in Ekstase, unterbrochen von Kampfschreien völligen Einsseins mit der Urgewalt des Lebenselixiers Wasser, das sich über graues Gestein rauschend zum Wasserfall formiert und in die Tiefe donnert.

Und immer wieder ein krasser Filmschnitt, eine neue Trommlerkonstellation so klar und fein im Rhythmus wie Wasserperlen, wenn je zwei Trommler vis-a-vis auf je sechs Trommeln irrsinnig schnelle Rhythmen schlagen. Und wieder Schnitt, jetzt hämmern ein Dutzend Männer simultan auf die Trommeln, einige ganz nah an der Trommel, andere mit bizarr weit ausholenden, wuchtigen kontrapunktisch durch die Luft wirbelnden Schlägeln. 

Durch unterschiedlichen Bildausschnitte, Zoomeffekte, im Wechsel mit Felsen und Wasser wird das Trommeln noch kraftvoller und gewinnt schließlich, ganz leise, mit dem eingeblendeten wogenden Meer trotz des hohen Wellengangs meditative Qualität. 

"Shiver" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Rapid Eye Movies

Toshiaki Toyoda gelingt mit „Shiver“ ein eigenständiges filmisches Kunstwerk, das die Türen öffnet, diese archaische Trommelmusik zu erleben und in ihren Wurzeln zu verstehen. Künftig wird man immer an Wasser denken, wenn man man die Taiko Trommler hört.