Hendrik M. Dahlsbakken „Munch“ – ein Psychogramm

Filmkritik von "Munch" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Splended Film

Aus Rückblenden puzzelt Dahlsbakken nicht nur ein Psychogramm des Malers zusammen, sondern weitet es zum Porträt des rebellischen Künstlers an sich, indem er ständig zwischen vier Ort- und Zeitebenen, vier DarstellerInnen und vier Filmstilen wechselt. Als Kunststudent am Strand in der Nähe von „Kopenhagen“ erlebt Munch, eingefangen in sehr harmonischen und ästhetischen Sequenzen eines Historienfilms dessen erste große Leidenschaft und Enttäuschung und den Beginn seines Alkoholismus. Er wird Milly Thaulow nie vergessen, wie seine Bilder zeigen, obwohl er für sie nur ein Sommerabenteuer war. 

Im dunkel düsteren Filmrealismus unserer Tage wird Dahlsbakkens Munch als junger Künstler in Berlin zwischen Galeriebetrieb, Techno-Tristesse und Tempelhofer-Feld-Melancholie zur Projektionsfläche heutiger Künstlerproblematiken. Die eigentlichen Botschaften über das Wirken der Kunst und der daraus entstehenden Forderungen an den Künstler entwickeln sich in der Nervenklinik. Im verkleinerten 4:3-Format in Schwarz-Weiß als Bild im Bild mit traumatischen Erinnerungen in Farbe gedreht wird die Eingrenzung von Munchs Lebens durch seine depressiven Verstimmungen und Wahnvorstellungen räumlich und psychisch als intimes Kammerspiel erlebbar. Geheilt verlässt Munch die Klinik. Abgegrenzt lebt er nach seiner Rückkehr nach Norwegen, gefilmt in traditioneller Hollywood-Manier. Er stirbt an einer Lungenentzündung. Ein Feuer lodert, überlagert von Bildern aus dem Osloer Munch-Museum, wodurch final die Film- und Kunstmotive in Beziehung gesetzt werden. Der Künstler stirbt. Seine Kunst überlebt. 

Der Film kommt allerdings nur zur Wirkung, wenn man das Leben Munchs kennt, um die vielen Anspielungen zu verstehen, und wenn man akzeptiert, dass „Munch“ das innovative und vielseitige Schaffen des Künstlers weitgehend außer Acht lässt. 

Künstlerisches Team: Henrik M. Dahlsbakken (Regie), Mattis Herman Nyquist (Drehbuchautor), Pál Ulvik Rokseth (Chef Kameramann), Miriam Lien (Chef-Kostümbilder)

Mit:  Munchdarstellern Alfred Ekker Strande (Munch als Kunststudent), Mattis Herman Nyquist (Munch in Berlin), Ola G. Furuseth (Munch in der Klinik), Anne Krigsvoll (Munch im Alter) Thea Lambrechts ( Munch Geliebte Milly Thaulow), Jesper Christensen (Arzt Daniel Jacobsen)

Ab 14. Dezember kommt „Munch“ in deutschen Kinos.

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