"Kultur macht glücklich"


Gaspar Noé „Vortex“ 

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Gaspar Noé „Vortex“ 

© 2021 Retangle Productions

Sie (Françoise Lebrun) macht sich hübsch, geht ohne Erklärung los, verirrt sich in einem Laden und er (Dario Argento), eigentlich wollte er an seinem Buch weiterschreiben, bemerkt, dass sie fehlt, und sucht sie, weil er weiß, dass ihr Gedächtnis nicht mehr funktioniert. 

Sehr empathisch verknüpft Gaspar Noé die objektive Faktenlage und die subjektiven Befindlichkeiten. Durch den Split Screen macht er den gemeinsamen Herzschlag dieser beiden Menschen spürbar, insbesondere dann, wenn er über Gesten über die geteilten Bildformate menschliches Miteinander erkennen lässt.  Es werden nicht zwei halbe Leben gezeigt, sondern beide verschmelzen zu einer symbiotischen Einheit, zu einem Wirbel, zu „Vortex“. Jeder für sich wäre ohne den anderen verloren. 

Zu sagen gibt es nicht mehr viel. Selbst als der Sohn mit dem Enkel zu Besuch kommt, ist kaum eine Kommunikation möglich. Zu sehr ist der Sohn im Bann seiner Drogensucht und der Enkel versucht mit Bauklötzen lärmend die Welt zu begreifen. Erinnerungen tauchen auf, aber die Handlung bleibt immer ganz nah am Krankheitsverlauf der Demenz. Nur menschliche Wärme und Berührung geben Trost, trocknen ihre Tränen. Ausgerechnet ihr, die als Psychiaterin anderen half sich selbst zu verstehen, fehlt nun jegliche Selbstreflexion, während er beim Schreiben seines Buches „Psyche“ über Film und Traum Realitätsebenen reflektiert und ganz begeistert über Edgar Allen Poes gefundenen Satz „Alles was wir sehen und planen ist nur ein Traum in einem Traum“ nachsinnt. 

Filmkritik "Votex" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

© 2021 Retangle Productions

Dieses subtile Kammerspiel in einer völlig heruntergekommenen messiehaften Wohnung voller Erinnerungen entwickelt sich zu einer zärtlichen Erzählung, die sich auf die letzte Phase des Lebens konzentriert. „ Gaspar Noés Filme zielen nicht darauf Kassenschlager zu werden, sondern in wesentliche Problematiken des Lebens hineinzuleuchten. „Vortex“ trifft voll die Tristesse des Alterns, offeriert, was auf jeden von uns zukommen kann. „Vortex“ ist nichts für Zuschauer, die sich von der Realität ablenken wollen.