Francois Ozon „Alles ist gutgegangen“ – ein gelungener Beitrag zur Sterbehilfe

Filmkritik "Alles ist gutgegangen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

© Carole Bethuel, Mandarin Production Foz 2022, Wild Bunch Germany

Trotzdem erfüllt Emmanuèle ihm seinen letzten Wunsch und findet als Lösung den Freitod einen Sterbeverein in der Schweiz. Es ist bürokratischer und rechtlich ein sehr schwieriger Weg. Als endlich ein Termin gefunden ist, scheint das Projekt zu scheitern, wenn positive Ereignisse den Lebenswillen des Vaters stärken. Gerade in diesem Auseinanderdriften von Wollen und Tun liegt die Qualität des Films, die es für beide Seiten so schwer macht den Weg in eine unbekannte Freiheit zu wählen bzw. zu organisieren. Für Emmanuèle werden es schreckliche Wochen, die sie an die Grenzen der eigenen Lebenskraft bringen.

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© Carole Bethuel, Mandarin Production Foz 2022, Wild Bunch Germany

In grandioser Besetzung entwickelt der Film trotz des französischen Ambientes und den damit verbundenen Klischees eine berührende Geschichte über menschliche Egoismen und Gefühle, die sich angesichts des Todes enorm steigern. André Dussollier gelingt der Spagat zwischen arrogantem Scheusal und dominantem Charmeur, zwischen einer leidenden, durch Krankheit deformierten Kreatur und zwischendurch aufleuchtender Grandezza. Vom Vater schon als Kind dominiert, ist Emmanuèles Bindung an ihn so groß, dass sie weitere Verletzungen tapfer in Kauf nimmt. „Man kann ihm nichts abschlagen“, konstatiert Emmanuèle, von Sophie Marceau sehr authentisch bis zur körperlichen Erschöpfung gespielt. Sie gibt nicht auf, auch wenn die eigene Medikation immer intensiver wird, wenn selbst ihre Schwester Pascale, mit Géraldine Pailhas als intellektueller nüchterner Frauentyp interpretiert, in den entscheidenden Momenten einen Rückzieher macht. Charlotte Ramplings Mimik lässt ahnen, wie schwer die Verletzungen ihres Ehemannes waren. Èric Caravaca als Sohn spiegelt noch deutlicher die ausnützerischen Facetten des Vaters. Längst ist diese Familie bis auf die Schwestern im Innersten zerstritten. Hanna Schygulla zeichnet die Sterbehilfechefin  mitfühlend mütterlich, die höchst professionell zwischen Anteilnahme und Distanz, Ehrlichkeit und Klugheit chargierend ein sehr gut gehendes Geschäftsmodell entwickelt hat. „Alles ist gutgegangen“ hilft die Problematik des Freitods zu verstehen.