Berlin – „Höllenschwarz und Sternenlicht – Dantes Komödie in Moderne und Gegenwart“ – Illustrationen im Kupferstichkabinett 

Ausstellung „Höllenschwarz und Sternenlicht - Dantes Komödie in Moderne und Gegenwart“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

 Blatt zu Purgatorio XXII („Die Göttliche Komödie“), 1923, Klaus Wrage, Holzschnitt © Dr. Helgi und Helga Wrage©Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Michaela Schabel 

In über 100 Linol- und Holzschnitten werden „Inferno“, „Purgatorio“ und „Paradiso“ durch zwei ähnliche, doch im Detail sehr unterschiedliche künstlerische Handschriften lebendig. Beide arbeiteten in extremen Schwarz-Weiß-Kontrasten. Ebba Holms Illustrationen wirken distanzierter, zuweilen filigraner, verspielter, zeichnerischer. Ihre Linien sind nicht nur gerade, sondern mitunter ornamental. Sie mildert Kontraste durch Schraffuren, lässt Blumen blühen und Sterne funkeln, weiß aber gerade in den Titelbildern wuchtige Akzente zu setzen. 

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Illustration zu Purgatorio 28, „Im Garten Eden“, Ebba Holms©Staatliche Museen Berlin, Kupferstichkabinett, Michaela Schabel

Klaus Wrages Holzschnitte sind expressiver, geometrischer, geradliniger. Er setzt noch stärkere Kontraste, lässt schwarze Strahlenkränze durch Lichtkreise hell erstrahlen, zoomt die Figuren teilweise nahe heran und stellt sie in expressiver Pathetik dar. 

Insbesondere motivgleiche Bilder wie von „Paolo und Francesca“ schaffen den ganz besonderen Reiz dieser Ausstellung, die sich wie ein Schnelldurchgang durch dieses wuchtige Meisterwerk der Literatur anfühlt. 

Im Zentrum des Ausstellungsraums wird Dantes Hölleninferno durch die gesellschaftspolitischen Computerzeichungen des Berliner Künstlers und documenta-Teilnehmers Andreas Siekmann (* 1961) weitergeführt. Zu sehen ist eine kleine Auswahl seines 94 Digitaldrucke umfassenden Kompendiums „Die Exklusive. Zur Politik der ausgeschlossenen Vierten.“

Inspiriert u. a. von Zeichnungen Sandro Botticellis und seiner Methode simultane Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven darzustellen, lässt Siekmann Dante und Vergil durch die „Hölle“ gegenwärtiger Welten spazieren, denn Kunst ist für Siekmann ein Mittel zur gesellschafts-politischen Analyse.

Es sind bunte Wimmelbilder in Wabenform, wie man sie von Karussellen kennt. Siekmanns Bilder zeigen allerdings keine märchenhaften Versprechen, sondern die Auswüchse und Folgen unserer Zeit, in dieser Ausstellung die Problematik illegaler Einwanderer und des Kreuzfahrten-Tourismus. In der „Exklusive: Dresden“ nimmt er auf die „Görlitzer Erklärung“ Bezug, in der sich 1997 Dresdner Taxifahrer gegen die Diskrimierung ihrer Asyl suchenden Fahrgäste aus Polen und Tschechien, als deren Schleuser sie kriminalisiert wurden, zur Wehr setzten. Damaliger Hauptverantwortlicher war der sächsische Innenminister Heitmann.

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„Die Exklusive. Zur Politik des ausgeschlossenen Vierten (Dresden)“ , Andreas Siekmann Detail, 2002-2011©Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Courtesy Andreas Siekmann und Galerie Barbara Weiss, Berlin©VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Michaela Schabel

Die Ausstellung „Höllenschwarz und Sternenlicht – Dantes Komödie in Moderne und Gegenwart“ ist im Kupferstichkabinett des Berliner Kunstforums noch bis zum 8. Mai 1922 zu sehen.