Film – „Into the Ice“ – eine Dokumentation über den Klimawandel von Lars Henrik Ostenfeld

Dokumentarfilm "Into the Ice" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Rice and Shine Cinema

Vor zwanzig Jahren kam man sofort auf das Eis, das das Forscherteam schon 10 Jahre lang beobachtet. Jetzt muss man erst weit laufen. An der Farbe erkennt man das Alter des Eises. Man kann mit einem Bein auf Eiszeiteis stehen, mit dem anderen eine Schicht höher auf dem Eis der Zwischeneiszeit. 

Unspektakulär begleitet Lars Henrik Ostenfeld die Eisforscher und fasst die Erkenntnisse mit ruhiger Stimme wie ein Geschichtenerzähler zusammen, im HIntergrund mitunter melancholischer Sounddesign. Collagierte Skizzen veranschaulichen, was im Eis passiert. 

Der Auftauprozess in Grönland ist enorm. Noch sind die Vorhersagewerte der Eisschmelze mit einer Schätzweite der Meeresspiegelveränderung von 60 Metern nach oben und unten noch viel zu vage. Deshalb steigen die Forscher bis 160 Meter hinab in eine Eismühle, wie man eine große Gletscherspalte nennt, um die „Ground Truth“, die Wahrheit im Untergrund zu erforschen. Sie entdecken Wasser im gefrorenen Eis, das den Eisfluss noch mehr beschleunigt. 

Der Grund sind die zunehmenden Schnee-und Regenfälle in Grönland. Die Schneedecke schützt das Eis vor Erwärmung, aber die Regenfälle machen diesen Schutzfaktor zunichte und fungieren als Gleitmittel auf dem die Gletscher inzwischen regelrecht fließen. Der schnellste Gletscher der Welt bewegt sich bereits 12 Kilometer im Jahr, das sind 40 Meter pro Tag Richtung Meer. 

Höhepunkt des Films ist der Abstieg in die größte Eismühle Grönlands, die von unten gefilmt wie eine „Kathedrale der Natur“ wirkt.

Dokumentarfilm "Into the Ice" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Rice and Shine Cinema

Man weiß zunächst nicht, wie tief sie ist. Erst im zweiten Versuch trifft der Spezialist auf 180 Metern Tiefe auf Grund. Zwei Stunden dauert der Aufstieg. Die Lebensgefahr wird in Kauf genommen. Man hat den Eindruck der Kick durch das Abenteuer lockt mehr als die Verantwortung für die nachfolgende Generation. 

Wer sich mit Biwakieren im Eis und Eiswandern auskennt, wird allerdings schnell an einige nicht ganz korrekte Details in dieser Dokumentation finden, die der dramaturgischen Spannung geschuldet sind. Bei 18m/sec muss man noch keine Schneemauer um Biwaks bauen, die halten schon schlimmere Stürme aus. Ebenso wenig muss man die Wasserdichte des Biwaks überprüfen, schon gar nicht im Wohnzimmer von Jason Box. Aber schließlich soll die Tochter ein Gefühl für die Gefahrenstellen einer Expedition und vor allem für den Klimaschutz entwickeln, weshalb Jason Box als Ausgleich für seinen ökologischen Fußabdruck im Eis auch einen Wald in Grönland anpflanzt. 

„Jetzt Verzögerung des Kohlendioxids verschafft Zeit Leben zu retten“, klingt schon sehr pathetisch. Dadurch rückt der Film am Ende in die Nähe einer dystopischen Klimaschutzpropaganda. Gerade die Eisforschung beweist, dass es immer schon Eis- und Zwischeneiszeiten gegeben hat, sich das Klima immer schon geändert hat. „Die Natur hat uns etwas zu sagen. Wir müssen nur hinhören“, so James Box. Genau, und wo das Eis weicht, wie man in Grönland sieht, entsteht auch neues Leben.

Künstlerisches Team: Lars Henrik Ostenfeld (Drehbuch, Regie, Kamera), Kristian Eidnes Andersen, Patrick Svaneberg Vejen (Sounddesign), Torsten Høgh Rasmussen (Grafik Design und Animation)

Ab morgen, 15. September 2022 in den Kinos