Film – „100 Dinge“ – eine hippe Buddy-Komödie

Filmkritik "100 Dinge" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

Internet-Milliardär David Zuckerman höchstpersönlich will ihre App kaufen, mit deren fiktiven Nana bzw. ihrer  schmeichelhaften, individuell agierenden  Stimme, er die Kauflust der User noch mehr manipulieren kann und deren erstes Opfer Toni selbst durch Pauls Programmierung wird. Beim Betriebsfest wetten die beiden im alkoholisierten Übermut, 100 Tage lang auf ihr ganzes Hab und Gut verzichten zu können. Tag für Tag dürfen sie nur ein Ding aus den Containern nehmen.

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©Warner Bros

Neu ist diese Idee nicht. Schon 2013 dokumentierte der Petri Luukkainens in „My Stuff“, wie er seinen Besitz in einen Container verwahrte und jeden Tag ein Stück in sein Leben zurückholte.

Florian David Fitz wählt als Drehbuchautor und Regisseur das Format einer hippen Komödie, setzt auf prominente Besetzung und werbewirksame Szenen. Wer rennt schon mitten im Winter nackt durch das verschneite Berlin. Ein gelungener Clou für die Frage, was ist tatsächlich wichtig? Schlafsack oder Mantel, Matratze oder Handy?  „Wenn alle meine Sachen weg sind, was bleibt dann von mir?“ Ein Mensch mit „Loch in der Seele“, ist eine Antwort, denn nicht nur Lucy, die hochverschuldete Luxus-Klamotten-Shopperin hat ein pathologisches Loch in der Seele, sondern alle Konsumfreaks.

Doch dieser  gesellschaftskritische Ansatz verflüchtigt sich in simplen Pointen und stylischen Gags  Zwischen Star-up-Märchenparodie  und Aschenputtel-Romanze mit einer bezaubernden Shoppingsüchtigen (Mirijam Stein) laviert der Film durch persönliche offene Rechnungen und die  Wirrnisse digitalen Manipulationen Richtung Hippie-Happyend.

Sehr hipp,  smart, stylisch fehlt der Biss echter Rebellion, die nur einmal aufleuchtet, wenn Toni von der Freiheit der Armut schwärmt und ein Penner ihm zornig eine Flasche an den Kopf knallt.

Immer mehr outet sich  „100 Dinge“  als  simple Buddy-Komödie, in der zwei sehr sympathische junge Männer, sich wegen einer Jugendliebe immer wieder in die Haare bekommen, emotional wie kleine Jungs sich noch an Mama (Hannelore Elsner) und Oma (Katharina Thalbach) kuscheln, wunderbar flirten können und erfolgreich, wie sind, nach der ersten Pleite schon das nächste Start-up assoziieren lassen. Das ist amüsante Unterhaltung mit ein paar originellen Szenen.

Michaela Schabel