München – Dokumentarfilmfestival – „Soldaten“

Filmkritik "Soldaten" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Soldaten“©DOKfest

Jerell Palmore ist Mulatte. Er kennt die Diskriminierung als „Nigger“, weiß aber auch um seine optische Ausstrahlung auf andere. Er wirkt sympathisch, offen, unkompliziert, geht auf andere zu und hilft. Jeremy Meier, ein hellhäutiger, sehr sensibler junger Bursche, groß und  dünn, ist das pure Gegenteil. Er hat den Tod seiner Mutter immer noch nicht verkraftet, lebt extrem zurückgezogen, traut sich nichts zu und hofft seine Ängste über die Bundeswehr zu überwinden. Alexis René Valdez Gauto Martínez hat seine Probleme mit der Disziplin und mit der Polizei hinbekommen und möchte das über den Wehreinsatz noch besser festigen. Gemeinsamer Nenner sind geringe Bildung und Angst sozial abzurutschen. 

Trotz der enormen Unterschiede entwickeln sich während der Grundausbildung Teamgeist und Kameradschaft in der extrem multikulturellen Gruppe eines Panzerbataillons. Ganz ausgespart wird das Thema Frauen bei der Bundeswehr, obwohl zwei in der Truppe dabei sind. 

Dazwischen zeigen dokumentarische Sequenzen aus aktuellen Konfliktherden den krassen Unterschied zwischen physischer und psychischer Verfasstheit beim Training und den Anforderungen in der Praxis. Umso hohler wirken die eingeblendeten Phrasen der Politiker, umso mehr versteht man die Sorge von Jerells Mutter, die ihren Sohn nicht in Afghanistan verlieren will. 

Emotionen kommen auf, wenn auf das Abendrot der erste Waffeneinsatz folgt, Jeremys Bubengesicht in Nahaufnahme die Anspannung zeigt mit scharfer Munition zu schießen. Der Kommentar über einen Einsatz „Die Armen werden zum Kanonenfutter“ passt auch hier. Das Schwimmtraining wird für Jeremy zur ganz großen Herausforderung. Aber alle schaffen die Grundausbildung. Schmuck sehen sie in ihren grauen Uniformen und grünen Baretts aus. Jerell hofft mit seinem Einsatz in Afghanistan Familien zu helfen sicherer leben zu können. Nach der Quarantäne in einem komfortablen Hotel fliegt er in eine sehr ungewisse Zukunft. 

Der Sound bleibt bei alledem sehr dezent im Hintergrund. Dass Christoph Schauer dafür den Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis erhielt, verblüfft.