„Der Russe ist einer, der Birken liebt“

Filkmkritik "Der Russe ist einer, der Birken liebt" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Port au France, 2022

Mascha schwimmt bei Morgengrauen im Meer. Wer ist diese Mascha? Woher kommt sie? Worauf zielt sie? Die Fragen schweben ständig in der Luft, ohne beantwortet zu werden. Aus Erinnerungssequenzen fügt sich Maschas Leben wie ein Puzzle zusammen.

Mascha, Dolmetscherin für fünf Sprachen, ist verschwiegen. Sie wirkt mit ihrer knabenhaften Figur schutzlos und verletzbar wie ein Kind, in der Spontaneität ihres selbstbewussten kosmopolitischen Handelns unnahbar. Unvoreingenommen sucht sie das Leben und die Liebe dort, wo arabische und jüdische, amerikanische und russische Einflüsse aufeinanderprallen. Musik lässt karge Wüstenflächen und weite Sandstrände, häusliches Milieu und Clubs als Spiegelflächen innerer emotionaler Sehnsüchte aufleuchten. Diese Landschaften, nicht zuletzt die einzige Birke weit und breit als Symbol heimatlicher Geborgenheit wirken wie Balsam auf Maschas energetisch hochgeputschte Seele.

In harten Schnitten verfolgt die Kamera Mascha in Halbporträts und Nahaufnahmen auf ihrer Identitätssuche. Mehr als die Dialoge erzählen die Bilder die Geschichte. Damit die Sinngebung leichter funktioniert, bringt Maschas arabischer Freund ihr irritierendes Verhalten auf den Punkt. „Sie hat jeden verloren, den sie geliebt hat, den Vater, den Bruder, den Freund.“ Mascha sucht einfach einen Platz, wo sie hingehört und ist dabei mit sich selbst und ihrem Freund Elias (Slavko Popadic), der die Lüge bevorzugt, gnadenlos ehrlich. 

Filmkritik "Eine Russe ist einer, der Birken liebt" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Port au France, 2022

„Der Russe ist einer, der Birken liebt“ ist ein subtiles Porträt einer jungen Frau über Kulturen hinweg, sperrig und poetisch zugleich, individualistisch, doch mit dem Mut, Grenzen zu sprengen und Gemeinsamkeit zu wagen, sehr persönlich und gleichzeitig eine gesellschaftliche Metapher für kulturelle Offenheit. 

Künstlerisches Team: Pola Schirin Beck (Regie), Burkhardt Wunderlich, Olga Grjasnowa (Drehbuch), Juan Sarmiento (Kamera) 

Die Weltpremiere hatte „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ während der diesjährigen Münchner Filmfestspiele, Jetzt gibt es den Film in den deutschen Kinos zu sehen.