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Eine triste Wohnung wird an einem diesigen Tag in einem Betonklotz der 60er Jahre im Zeitraffer saniert und möbliert, bleibt aber durch die Wischeffekte unscharf und bewusst vage mit vielen Fragezeichen und Szenensprüngen, um die Spannung zu steigern. Die Wohnung ist das neue Domizil für den Koch Robert Demant (Timocin Ziegler) und seine Trans-Freundin Leni Malinowski (Thea Ehre). Auf der Einweihungsparty zelebrieren sie plakativ ihre Liebe melancholisch unterlegt mit Heidi Brühls Song „Eine Liebe so wie du, könnte vieles für mich sein“, womit das eigentliche, das emotionale Thema, das den Film als roter Faden durchzieht, anklingt, aber eben aus der Perspektive einer Transfrau.
Das Liebespaar ist vorerst nur gespielt. Leni, wegen Drogenkonsums im Knast, kann ihre Freiheit wieder bekommen, wenn sie Robert, einen schwulen Kriminaloberkommissar, Kontakte mit dem Clubbetreiber, Ex-DJ und Großdealer Victor (Michael Sideris) vermittelt, um man ein Online-Drogen-Kartell dingfest zu machen. Doch es bleibt nicht beim nüchternen Deal. Das Undercover-Paar war schon einmal zusammen, als Leni noch ein Mann war. Gefühle entwickeln sich trotz der neuen Konstellation.
Der Plot ist an sich nichts Besonderes, aber wie Thea Ehre diese Transfrau Leni spielt und wie ambivalent sie die Kamera immer wieder in skulpturaler, nostalgisch lasziver Schönheit in den Mittelpunkt rückt ähnlich Zarah Leanders charismatischen Auftritten, gibt diesem Film eine besondere Aura, nicht zuletzt durch die gelungene Kombination von deren Evergreens und modernen deutschen Songs.
Zwischen Robert und Leni, dem Drogenboss und seiner Freundin Nicole (Ioana Iacob) entwickelt sich eine kammerspielmäßige Intensität, wobei trotz der cholerisch impulsiven Charakterkonstellationen ganz fragile emotionale Mehrdeutigkeiten und Abhängigkeiten entstehen, die den Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten locken. Die Fußfessel ist eben nicht Sado-Maso, sondern dient tatsächlich der kriminalistischen Überwachungskontrolle. Roberts Griff nach Lenis Männlichkeit ist dagegen eine absolute Grenzüberschreitung, genauso wie Nicoles Hinauswurf aus ihrer Beziehung mit einer banalen Schachtel Pralinen. Die Macho-Männer stehen konkurrierend am Pranger. Frauen sind die Opfer, halten aber zusammen.
Dunkelheit beherrscht die meisten Szenen. Sie schafft Spannung, lässt vieles im Vagen. Gewaltszenen werden nur akustisch, aber umso intensiver wahrgenommen, wobei Robert, als durchgeknallter Antiheld im Gegenlicht nur noch durch seine Haarsträhnen erkennbar ist und schließlich auf der Strecke bleibt. „Ich bin kein Typ für ein Happyend“ resümiert er. „Aber ich“, lächelt Lena, die selbstbewusst „Bis ans Ende dieser Nacht“ durchhält. Dieses charmante weibliche Lächeln nimmt man mit nach Hause und ihren subtilen Song „Schönes Mädchen weint so gern…“.
Künstlerisches Team: Christoph Hochhäusler (Regie) Florian Plumeyer (Drehbuch), Reinhold Vorschneider (Kamera), Stefan Stabenow (Cutter)