Berlinale – Andreas Dresens Film „In Liebe, Eure Hilde“ – Mut zum Widerstand

Filmkritik "Liebe Grüße, Eure Hilde" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Frederic Batier / Pandora Film

Aus der Perspektive von Hilde, von Liv Lisa Fries, bekannt über die Hauptrolle in „Babylon Berlin“ sehr authentisch gespielt, erlebt der Zuschauer, wie eine eher schüchterne junge Frau sich über ihren  Freund und späteren Mann Hans Coppi immer mehr auf die Aktionen des Widerstands einlässt. Sie hilft ihm 1941 beim Morsen, tippt Flugblätter und wird eine zentrale Figur der „Roten Kapelle“, deren Mitglieder 1943 in Plötzensee hingerichtet wurden. Ihr Kind entbindet Hilde im Gefängnis. Jetzt kämpft sie für ihr Kind, das man ihr wegnehmen will. Weil sie als Krankenschwester einsetzbar ist, darf sie es behalten und findet durch ihre aufrechte Art sogar in der rigiden Gefängniswärterin eine Unterstützerin. Der schwere Alltag wird erträglich durch die sommerlich durchwirkten Erinnerungen am See, wodurch die Widerstandsaktionen in der Einbettung von Freundschaft, Verliebtsein, Badespaß und Lagerfeuer in menschlich unbeschwertes Umfeld eingebettet werden. Umso trister, unverhältnismäßig grausam erscheint die Inhaftierung und Hinrichtung dieser jungen, aufrechten Menschen. Es ist ein durchaus gut konzipierter Film, mehr Liebes- als Spionagefilm. Wie wenig die „Rote Kapelle“ bewirkte, eröffnet der Abspann. Nur eine gemorste Botschaft erreichte tatsächlich Russland. Ob diese Art von Film nach Andreas Dresens Intention dazu provoziert, die eigene Position in Sachen Widerstand zu reflektieren, bleibt allerdings mehr als fraglich.

Künstlerisches Team: Laila Stieler (Drehbuch), Andreas Dresen (Regie), Judith Kaufmann (Chef-Kamerafrau), Jörg Hauschild (Chef-Cutter)

Mit: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann, Lisa Wagner, Emma Bading, Sina Martens, Lena Urzendowsky, Lisa Hrdina, Nico Ehrenteit