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Stephen Frears – „The Lost King“

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Stephen Frears – „The Lost King“

©X-Verleih

Regisseur Stephen Frears versteht es, wahre Begebenheiten trotz aller Tragik sehr witzig und doppelbödig zu verfilmen. Nach „The Queen“, (mit Helen Mirren), „Florence Foster Jenkins“ (mit Meryl Streep) oder „Philomena” (Judi Dench) folgt jetzt „The Lost King“, ein vielschichtiger, sehr satirischer Unterhaltungsfilm, in dem sich Loserin Phillippa, herrlich gespielt von Sally Hawkins, zu einer sehr wehrhaften und authentischen Persönlichkeit entwickelt, die intuitiv immer das Richtige macht.

Obwohl Philippa krank ist und gerade mit ihrem Leiden umzugehen lernt, muss sie wegen der Familiensituation arbeiten. Ihr Mann ist wegen einer anderen ausgezogen. Die beiden Söhne leben bei ihr. Das Geld ist knapp. Ausgerechnet in dieser Situation wird sie beruflich ausgewählt mit einem jungen Team ein Kommunikationstraining zu absolvieren. Sie geht indes lieber auf die Suche nach der Wahrheit über Richard III, den Shakespeare rund 100 Jahre nach dessen Tod durch seine Tragödie (1593) als buckligen Pathologen, herrschsüchtigen Tyrannen und Kindermörder zeichnete und ihn so über Epochen hinweg ins Bewusstsein der Menschen brachte. Phillippa will das Gegenteil beweisen.

Dabei wird „The Lost King“ zur Projektionsfläche für ihre persönlichen Probleme und subtilen Sehnsüchte, die sie so beherrschen, dass ihr der attraktive junge Mann, der den Bösewicht-König mehr schlecht als recht im Theater spielte, immer öfter erscheint, romantische Heilsfigur und parodiertes Kitschpathos zugleich. Jede Szene überrascht durch schwarzen Humor. „The Lost King“ gibt einen herrlichen Rahmen ab, männliche Allüren, schräge Fankulturen und universitäre Eitelkeiten zu karikieren. Die Universität Leicester macht alles andere als eine gute Figur. Es war eine Weltsensation, als aufgrund der Recherchen von Phillippa Langley 2012 die Gebeine des 1485 verstorbenen Königs unter dem Parkplatz des Sozialamts gefunden wurden. Phillippa Langley wurde dabei völlig übergangen. Das schmerzt sie heute noch und beweist einmal mehr, wie der einzelne vom System beraubt und verdrängt wird. Umso erfreulicher ist Stephen Frears Film. Im Gegensatz zu Shakespeares’ Schwarz-Weiß-Zeichnung ist „The Lost King“ eine Wahrheitssuche, eine Hommage für eine einfache, sehr beherzte Frau.

Künstlerisches Team: Stephen Frears (Regie), Steve Coogan und Jeff Pope (Drehbuch), Rhona Russell (Chef-Kostümbildnerin), Alexandre Desplat (Komponist), Zac Nicholson (Chef-Kameramann), Pia Di Ciaula (Chef-Cutterin)

Mit Sally Hawkins (Philippa Laugle) Benjamin Scanlan (Raif Langley), Adam Robb (Max Langley) Robert Jack (Alex), Davie Ireland (Keith), Alison Peebles (Annette)

„The Lost King“ kommt am 5. Oktober in die deutschen Kinos.