„Music for Black Pigeons“

Filmkritik "Music for Black Pigeons" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Rise and Shine Cinema

Als sich Saxophonist Lee Konitz bei offenem Fenster eine LP anhörte, die Patterns nicht ganz verstand und plötzlich eine schwarze Taube herflog und mithörte, nannte er den Sound „Music for Black Pigeons“ und so heißt auch der Film. Wiewohl der Titel auf den afroamerikanischen Ursprung des Jazz anspielt, sind fast ausnahmslos weiße MusikerInnen zu hören. Sie stellen sich  kurz, fast stereotyp mit Namen und Wohnort vor, geben Statements, spielen Solos, doch nicht die Künstlerporträts stehen im Mittelpunkt, sondern das lässige Zusammenspiel bei Proben, Aufnahmen und Konzerten. Es ist das Angebot einiger Töne, das Erfinden, Finden und Weiterführen eines Patterns, alles das, was den Jazz so reizvoll macht. 

Als Koefeld und Leth 2008 Jakob Bro bei der Aufnahme seiner Platte „Balladeering“ filmten, wurden sie über die Jahre hinweg mit dessen MusikerInnen nicht nur bekannt, sondern ein Teil dieses Netzwerkes über drei Kontinente, darunter Gitarrist Bill Frisell, Perkussionistin Midori Takada, Bassist Thomas Morgan, Schlagzeuger Andrew Cyrille und natürlich auch der Musikproduzent Manfred Eicher. Manche verstarben, Neue kamen hinzu. Patterns wurden an die nächste Generation weitergegeben, aber auch verändert. Manfred Eicher blickt auf 50 Jahre Musikproduktion zurück. Eine Szene zeigt, wie stark ihn die Erinnerungen immer noch emotionalisieren.

In harten Schnitten, abrupten Szenenwechseln zwischen gelassener Stimmung beim Spielen und urbaner Verkehrshektik zeigt der Film das ruhelose Leben der MusikerInnen, immer bereit irgendwo mitzumachen, sich auf Neues einzulassen, zuzuhören, Rückmeldungen zu geben und sich selbst dabei weiterzuentwickeln. Es sind Musikerinnen, die unberührt vom Medienmanagement ihre Authentizität und Natürlichkeit bewahrt haben, die keine vorgefertigten Antworten geben, sondern nachdenken oder so berührt sind, dass sie nicht antworten können. In Großaufnahmen herangezoomt, spiegeln sich in den Händen und im Gesicht der MusikerInnen das absolute Abtauchen in den Sound, ein seelischer Balsam für jeden Menschen, der sich auf diese Art von Jazz einlässt.

Das künstlerische Team: Jorgen Leth (Drehbuch,Regie), Andreas Koefeld (Drehbuch, Regie)

„Music for Black Pigeons“ ist ab heute in den  deutschen Kinos zu sehen.