69. Internationale Filmfestspiele Berlin – „Der goldene Handschuh“ – Rubrik Wettbewerb

Berlinale Filmkritik "Der goldene Drache" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

Warum macht Fatih Akim so einen Film?  Auf der Pressekonferenz erklärt er, dass es ihn interessiert habe, ob es und dem Schauspieler gelänge, dem Mörder eine menschliche Würde zurückzugeben.

So betrachtet, ist der Film „Der Goldene Handschuh“ nach dem gleichnamigen Roman von Heinz Stunk  eine schauspielerische Meisterleistung. Die Maske verwandelt Jonas Dassler, in Honke als armselige Kreatur im Stil eines Glöckers von Notre Dame, mit dem wegen seiner abnormen Hässlichkeit nicht einmal die abgetakelten und versoffensten Frauenzimmer etwas zu tun haben wollen. Aber es findet sich immer wieder eine,  sich dann doch abschleppen lassen.

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©gorden timpen/2018 bombero.int/Warner Bros Ent

Und doch kann er mittendrin durch einen ganz smarten Satz  glaubwürdig  sagen, von innen leuchten, von einem Tag auf den anderen mit dem Alkohol aufhören und den Anschein einer kleinbürgerlichen Existenz als Nachwächter realisieren. Um so brutaler treibt ihn sein unbefriedigter Sexualtrieb im Suff zu immer neuen Grausamkeiten, die kaum zu ertragen sind. Der Feuerwehrmann im Film erbricht. Mit nachhaltiger Übelkeit verlässt so mancher Zuschauer das Kino.

Auch wenn ein Bär für die schauspielerische Leistung durchaus denkbar ist, bleibt die Produktion eines derart auf Ekel fokussierenden Films mehr als fragwürdig, die Argumentation mit der Suche nach der Menschlichkeit im Monster hauchdünn. Diesen Film muss man sich nicht antun.

Michaela Schabel