"Kultur macht glücklich"


Michael Koch „Drei Winter“ – ein berührender Film aus den Schweizer Bergen

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Michael Koch „Drei Winter“ – ein berührender Film aus den Schweizer Bergen

©Armin Dierolf/hugofilm

Ganz ruhig und schlicht, ganz nah an Mensch und Natur fängt die Kamera das Geschehen ein, spiegelt sich in der Natur menschliches Verhalten und umgekehrt. Die gewaltigen Berge weisen den Menschen ihre Position zu, klein und dienend. Sie arbeiten hart, fällen Bäume, schieben die Felsbrocken zum Wall, mähen das Heu und lassen den Bullen auf die Kuh. 

Wie ein Bulle ist auch Marco (Simon Wisler) . Anna (Michéle Brand) lehnt sich gerne an ihn an, auch auf dem Motorrad. Den Unfall überlebt Marco gut, aber der Tumor im Kopf verändert ihn, lähmt seine Tatkraft. Er wird immer verschwiegener. Nur der sexuelle Trieb ist noch da und wird zum Problem, als er vor der Tochter onaniert. „Er ist krank. Er ist kein schlechter Mensch“, verteidigt ihn Anna und kümmert sich um ihn bis zum bitteren Ende. Erst als er sagt, was ihr am wichtigsten ist, „Ich liebe Anna und Julia“ kann sie ihn loslassen. 

Diese tiefe Beziehung über drei ineinander fließende Winter erzählt Michael Koch (Drehbuch, Regie) in klaren Sequenzen, strukturiert sie wie in der antiken Tragödie durch einen wuchtigen Chor, der vor gewaltiger Naturkulisse die nahenden Ereignisse ankündigt, und kontrastiert die Ruhe mit einer lächerlich hektischen Bollywood-Tanzszene, die ein indisches Filmteam mitten im Winter produziert. Der Film spricht durch ruhigen Blick auf die Menschen, zeigt Porträts zwischen Tradition und Moderne. Anna ist durch und durch eine moderne Frau, hört Popmusik, braust mit Marco auf dem Motorrad die Serpentinen hinauf, trägt die Post aus, ist Gastronomin und abends Wirtin. Trotz ihrer großen Tatkraft hat sie ein ausgeprägtes Anlehnungsbedürfnis selbst bei der kirchlichen Hochzeit. Für sie ist die Liebe zu Marco ein Stück vom Himmel und dafür kämpft sie bis zum Schluss. 

©72. Internationale Filmfestspiele, Armin Dierolf/hugofilm Nach diesem Film muss man zuerst einmal tief durchschnaufen. Er trifft mit jeder Szene mitten ins Wesentliche.

© Armin Dierolf/hugofilm

Nach diesem Film muss man zuerst einmal tief durchschnaufen. Er trifft mit jeder Szene mitten ins Wesentliche.