"Kultur macht glücklich"


Timothy Snyder, „Über Tyrannei – Zwanzig Lektionen für den Widerstand“

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Timothy Snyder, „Über Tyrannei – Zwanzig Lektionen für den Widerstand“

©C.H.Beck Verlag

„Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam.“ Einfach und appellativ, alles andere als wissenschaftlich, als Aussage ohne Ausrufezeichen formuliert Timothy Snyder seine Thesen. Unwillkürlich denkt man an die zehn Gebote, doch an den trendigen Illustrationen merkt man, wie ihm das Thema unter den Nägeln brennt. Er fordert nicht nur, „Setze ein Zeichen“, er selbst will eines mit diesem Buch setzen. Teilweise als Bildergeschichten verpackt entstehen Impulse für spannende Geschichtsstunden, um Jugendlichen und auch Erwachsenen für die politische Entdemokratisierung in der Gegenwart vor dem Hintergrund der Diktaturen des 20. Jahrhunderts  zu sensibilisieren. Die Verletzung des Privatlebens durch elektronische Medien eröffnet der Tyrannei ganz neue Möglichkeiten. Die Menschen degradieren sich selbst zum Mob. Dagegen helfen klare Wertsysteme, geistige Beweglichkeit, die richtigen Weggefährten, auch gute Bücher von Dostojewski bis Rowling, eine eigene Sprache und konträr zu medialen Meinungen ein eigener Standpunkt.

Dem Terrormanagement von Despoten wie Putin zu widerstehen bedarf es der Besonnenheit. Patriot soll man sein, nicht Nationalist, das Beste für sein Land wollen statt als Bester der Welt zu gelten. „Sei so mutig wie möglich“ ist das letzte, nicht mehr kommentierte Gebot. Dafür folgt noch ein kurzer Abriss über „Geschichte und Freiheit“, in dem Timothy Snyder seinen politischen Pessimismus klar formuliert. „Die Gefahr, vor der wir jetzt stehen, ist ein Übergang…von einer naiv und mangelhaften Form von demokratischer Republik zu einer konfusen und zynischen Form von faschistischer Oligarchie.“

Vieles bringt Timothy Snyder „Über Tyrannei – Zwanzig Lektionen gegen den Widerstand“ in aller Kürze auf den Punkt. Für den profunden politischen Leser mag dieses Format ungewohnt und zu seicht sein. Aber Timothy Snyder geht es in diesem Fall um die großen Strukturen, um die Bedeutung der Geschichte, die Muster bietet, damit wir nach Freiheit streben können. Und er zielt final ganz bewusst auf die USA. „Um Geschichte machen zu können, werden junge Amerikaner einiges wissen müssen.“ 

Buchkritik "Über Tyrannei" von Timothey Snyder präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©C.H.Beck Verlag

Timothy Snyder, (*1969), ist ein US-amerikanischer Zeithistoriker und Professor an der Yale University. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Holocaust, Totalitarismus und der Geschichte Osteuropas. In Deutschland wurde er vor allem durch seine Bücher „Bloodlands“ und „Black Earth“ bekannt. Er wurde mit dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung, dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken und mit der Ehrenmedaille „Aufstand im Warschauer Ghetto“ ausgezeichnet. 

Nora Krug  (*1977 ) ist eine deutsch-amerikanische Autorin und Illustratorin. 2005 erhielt sie eine Professur für Illustration an der Kunsthochschule in Kiel,  2007 an der Parsons School of Design in New York City. Ihr Buch „Heimat. Ein deutsches Familienalbum“, ein Graphic Memoir über den Zweiten Weltkrieg und ihre Familie, wurde 2018 von der New York Times in die Liste der besten Bücher 2018 aufgenommen.

Timothy Snyder „Über Tyrannei – Zwanzig Lektionen für den Widerstand“, C.H.Beck Verlag, München 2021, 128 S.