Prof. Dr. Claudia Bausewein, Rainer Simader „99 Fragen an den Tod“

Buchrezsenion "99 Fragen an den Tod" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Droemer Knaur Verlag 2022

Zunächst umkreisen die beiden AutorInnen den Sterbeprozess aus der Perspektive der Sterbenden, dann den Blickwinkel der Angehörigen. Nicht nur für diese beiden Gruppen, sondern für alle Menschen ist es wichtig zu wissen, wie und wo man sterben will. Fragen  stellen ist prinzipiell besser als Meinungen äußern, trösten besser als vertrösten. Man kann über alle möglichen Themen sprechen, solange sie wohlwollend sind. Die Pflegenden selbst sollten sich nicht scheuen, die eigenen Gefühle zu äußern, Schwächen zuzulassen und sich Hilfe zu holen, dann aber auch Anerkennung aussprechen. 100-prozentige Hilfe ist zu viel, denn man setzt sich der Gefahr aus, selbst nicht krank zu werden. Das klingt auf dem Papier gut, ist aber eben in der Praxis oft doch anders.

„Grundsätzliches zur guten Begleitung am Lebensende“ klärt alle Fragen zu den bestehenden Betreuungsmöglichkeiten zu Hause, mit palliativer Begleitung oder im Hospiz zu sterben. Die AutorInnen informieren über Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, palliativer Sedierung und assistierten Suizid, der in Deutschland seit Februar 2020 erlaubt ist. „Die Krankheit schreitet voran, und das Sterben wird sichtbarer – was hilfreich ist“, sind alle Formen von Hilfsmitteln, die es auf dem Markt gibt, Physiotherapien mit unterschiedlichsten Schwerpunkten, komplementäre Verfahren wie Akupunktur und Akupressur, wirksame Schmerzmittel bis hin zu Opiaten, die trotz einiger Nebenwirkungen von Schmerzen erlösen. Ganz wichtig sind nichtsdestoweniger Momente, in denen der „Aufmerksamkeitsscheinwerfer“ von den Schmerzen auf noch lebenswerte Situationen gelenkt wird. Was hilft bei Atemnot, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Angst oder Depression? In den Antworten finden sich mehr oder weniger allgemeine Tipps. 

Selbst in der „Sterbephase“, wenn nichts mehr zu machen ist, „ist noch viel zu tun“. Selbst wenn der Kranke nicht mehr ansprechbar ist, kann er fühlen. Ob man den Sterbenden bis in den Tod begleiten will, muss jeder selbst entscheiden. Meistens ist es eine Bereicherung und man kann mit der ganzen Situation besser umgehen. Viele Sterbende wünschen sich nicht alleine zu sterben, sondern im wahrsten Sinne des Wortes berührt zu werden. Man kann keine Fehler dabei machen es zu tun. 

Ganz pragmatisch und systematisch erklären die AutorInnen den „Tod. Die Abläufe und was mit Verstorbenen passiert“ von der Totenstarre über die Formalitäten der Bestattung bis zu den Behördengängen. Das letzte Kapitel gilt der „Trauer“. Persönlich von den Verstorbenen Abschied zu nehmen ist sehr wichtig, um die Realität des Todes anzunehmen. Jeder Mensch trauert auf seine Weise, darf dabei seine Gefühle und Schwächen zeigen. Die AutorInnen beschreiben, wie die Trauer die eigene physische und psychische Belastung einschränkt, Kinder wieder in frühkindliche Verhaltensweisen verfallen und Ängste entwickeln. Die Präsenz von nahestehenden Vertrauenspersonen ist dann sehr wichtig. Manchmal ist auch eine Trauerhilfe sinnvoll.

Die letzte Frage, die sich stellt, wird letztendlich durch keine der folgenden Stellungnahmen beantwortet. „Was kommt nach dem Tod?“ Die Aussagen dazu sind von der Religion und Sozialisation geprägte Wünsche und Visionen. Hilfreiche Adressen, vorwiegend Webseiten, ein medizinisches Glossar und ein Sachwortregister machen „99 Fragen an den Tod“ zu einem Ratgeber für Menschen, die keine Erfahrung mit dem Sterben haben. Was sich ganz generell nach der Lektüre besonders tröstend festhakt, ist der Grundtenor. „Ja, man darf das!“

Buchrezsenion "99 Fragen an den Tod" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Droemer Knaur Verlag

Prof. Dr. Claudia Bausewein, Rainer Simader „99 Fragen an den Tod“, Droemer Knaur Verlag, München 2020, 278 S.