"Kultur macht glücklich"


Markus K. Brunnermeier „Die resiliente Gesellschaft. Wie wir künftige Krisen besser meistern können.“ 

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Markus K. Brunnermeier „Die resiliente Gesellschaft. Wie wir künftige Krisen besser meistern können.“ 

©Aufbau Verlag 2021

In vier Kapiteln zeigt er die Möglichkeiten resilienten Verhaltens, das in einer pluralistischen, identitäreren Gesellschaft immer mehr verloren gegangen ist. „Resilienz und Gesellschaft“ finden kaum zusammen, wenn jeder nur nach seinem Ego handelt. In Staaten wie Japan oder Südkorea, wo auf die Missachtung sozialer Normen mit gesellschaftlicher Ächtung reagiert wird, machen Menschen freiwillig, was eingefordert wird, im Gegensatz zu autoritären Systemen, wo man Konzepte brachial durchboxt, während in Demokratien endlose Diskussionen Lösungsstrategien hinauszögern, nur mit Druck zu realisieren sind und gesellschaftsspaltende Aggressionen schüren. Oft ist die Marktflexibilität resilienter als das gesellschaftliche Gefüge. 

Regierung, Normen und Markt in Balance zu halten ist die hohe Kunst der Resilienz. Die Pandemie zeigt, dass das Verständnis über das Verhalten der Menschen und vor allem auch der Kommunikation sehr profund sein muss, um sinnvolle Modelle zu entwickeln, die auch in der Breite akzeptiert werden. Gleichzeitig muss an neuen Formen der Normalität und ihrer Umsetzung gearbeitet werden. 

Die Corona-Rezession ist die stärkste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, ein Schockerlebnis mit einer sogenannten „K-Rezession“, das heißt, ausgewählte Unternehmen vorwiegend die IT-fundierten Branchen profitieren und die auf Nähe ausgerichteten Betriebe wie die Gastronomie rutschen extrem in die Rezession. Daraus ergeben sich durch die Pandemie für die makroökonomische Resilienz ganz neue Herausforderungen, die viel schwerwiegender sind als während der Immobilienblase oder der Atomkatastrophe von Fujiyama. 

Nach der Klärung, wie Resilienz und Gesellschaft zusammenhängen und wie wichtig ein von der Mehrheit respektierter Gesellschaftsvertrag ist, zeigt Brunnermeier in drei Stufen, dargestellt national an der Pandemie, makroökonomisch im Vergleich zur Finanzkrise und global als neue Weltordnung mit weniger Konsum und sinnvollerer Innovation.

Als Ausblick verweist Brunnermeier auf die Bedeutung der Resilienz in einer zunehmend technologisierten Gesellschaft. Wie ist auf infrastrukturelle Cyberangriffe zu reagieren, auf die Möglichkeiten und Risiken Künstlicher Intelligenz, gentechnischer und biologischer Waffen?

Übersichtlich und sehr verständlich beschreibt Brunnermeier Krisensituationen, ökonomische Zusammenhänge für eine breite Leserschaft. Durch sich wiederholende Passagen wirkt manches allerdings sehr zerdehnt. Brunnenmeiers Lösungsansätze bleiben vage und lassen sich auf einen Satz zusammenfassen. Egal auf welcher Ebene die Menschen müssen sich einfach verantwortlich an die geschlossenen Gesellschaftsverträge halten. 

Ein hehrer Wunsch, der, wie die Corona-Krise, EU-Bewertung der Atomkraftwerke und die Klimadiskussionen zeigen, immer schwieriger zu realisieren ist. Ohne globalen Gesellschaftsvertrag werden nationale Maßnahmen ad absurdum geführt. 

Brunnenmeiers Buch "Die resiliente Gesellschaft" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Aufbau Verlag 2021

Markus K. Brunnermeier, 1969 in Landshut geboren, ist Princeton Professor und Mitglied in einer Reihe hochkarätiger Gremien bezüglich Finanzen und internationaler Wirtschaft. Für seine herausragenden Beiträge in den Bereichen Makroökonomie und Finanzen wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, u. a.  im vergangenen Jahr  mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2021.

„Die resiliente Gesellschaft. Wie wir künftige Krisen besser meistern können.“ Aufbau Verlag, Berlin 2021, 336 S.