Joseph Henrich „Die seltsamsten Menschen der Welt – Wie der Westen reichlich sonderbar und besonders reich wurde“ 

Buchrezension Joseph Henrich „Die seltsamsten Menschen der Welt" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Suhrkamp Verlag 2022

Auf 690 Seiten mit 200 Seiten Anhang erklärt Joseph Henrich anhand von psychologischen Experimenten und ausgedehnten Feldforschungen, historischen und soziologischen Kontexten, verdeutlicht durch Karten und Diagramme wie die Menschen in den westlichen Industrieländern so wurden, wie sie heute sind. 

Vieles weiß man, doch ergibt der kritische Hinterfragung der westlichen Wertkultur, allein ausgerichtet aus expandierenden Imperialismus je nach Wissensstand des Lesers immer wieder Überraschungen, gleichzeitig aber auch viele Überschneidungen und Wiederholungen.

Joseph Henrich beginnt mit der Alphabetisierung, die die Synapsen und die Wahrnehmungsstrukturen veränderten, durchwandert die westliche Kulturgeschichte und vergleicht das extrem individualistisch ausgeprägte Verhalten der Menschen in hochentwickelten Industriestaaten mit den familiären Bindungen und Ritualen der Naturvölker. Nur allzu deutlich wird, dass die multikulturelle Integration nicht funktionieren konnte und sich im Zuge der Globalisierung und Monopolisierung Systeme immer expansiver werden, gleichzeitig die Mensch immer sonderbarere Individuen, ganz den ökonomischen Strukturen und Institutionen ausgeliefert und dabei den Bezug zu den Mitmenschen verlieren. Henrichs Resümee ist nachvollziehbar. Die ökonomischen und damit einhergehenden psychologischen Veränderungen wirken sich auf auf die Synapsen aus. „Wir werden in Zukunft anders denken, fühlen, wahrnehmen und anders urteilen.“ Das alles könnte man allerdings wesentlich kompakter darstellen. 

Buchrezension Joseph Henrich „Die seltsamsten Menschen der Welt" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Suhrkamp Verlag 2022

Joseph Henrich wurde 1968 in den USA geboren, studierte zunächst Anthropologie, Luft- und Raumfahrttechnik. Anschließend arbeitete als Systemingenieur bei General Electric, wurde Professor für Kultur, Kognition und Koevolution an der University of British Columbia. Seit 2015 ist er Professor und Direktor des Department of Human Biology der Harvard University. 

Joseph Henrich „Die seltsamsten Menschen der Welt – Wie der Westen reichlich sonderbar und besonders reich wurde“, Suhrkamp Verlag, Berlin 2022, 913 S.