Herman van Veen „Mütter“ – eine Liebeserklärung an die Mütter und mehr

Herman van Veen "Mütter" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.präsentiert www.schabel-kultur-blog.de.schabel-kultur-blog.de

©Knaur, 2023

Die elf Geschichten des Buchea, jeweils mit Sinnsprüchen markant getrennt, eröffnen ein breites Spektrum von „Müttern“. Tante und Oma, die Geigenlehrerin, die Huren werden zur „Ersatzmüttern“ und die Töchter sind ebenfalls Mütter. Selbst bei Tieren und Pflanzen, Bären und „Mutterbäumen“ entdeckt Herman van Veen das immer wiederkehrende Prinzip, „die Alten können nicht ohne die Kinder, die Kinder nicht ohne die Alten. Leben heißt, nicht ohneeinander können.“

Durch seinen treffsicheren lakonischen Schreibstil mit ungewöhnlichen Sprachbildern, trockenem Humor und Spürsinn für originelle Details verzaubert Herman van Veen den Leser und entführt ihn durch Gedankenassoziationen über „Mütter“ hinaus in verschiedene Zeitebenen, Gedankenmodelle und Lebensweisheiten seiner Jugend. „Mamas“ letzter Spruch ist „Ohne Liebe kein Leben“ und seine eigene aufbauende Maxime „Stell es dir vor und es existiert“. 

Die Geschichten sind vergoldete Erinnerungen des Ich-Erzählers, in denen sich der schlichte, aber zufriedene Lebensstil zweier Generationen spiegelt. Die Zukunft weist neue Wege. Durch die Künstliche Intelligenz wird anscheinend Unmögliches realisiert. Können „Avatare“ auch Ersatzmütter werden? 

Über die Natur kommt Hermann van Veen trotz Zukunftsvisionen zum ganz traditionellen Lebensmodell kommunizierender Gemeinschaften zurück. In Träumen verlieren reale Situationen und Menschen ihre Masken, wodurch sie sich zumindest teilweise enträtseln. Bei religiösen Asssoziationen über „Josef und Maria “ oder „Adam und Eva“  überrascht Hermann van Veen mit real-parodistischen Kontrasten. 

Wenn er allerdings auf Klimawandel und Pandemie zielt, geht der erzählerische Charme manchmal in nüchterner Sachlichkeit oder plumpem Humor verloren. „Mütter“ sind in erster Linie nostalgischer Erinnerungen über Menschen, mit denen man immer liebevoll verbunden bleibt. 

Herman van Veen (*1945), niederländischer Sänger und Liedtexter, wurde 1972 von Alfred Biolek für das deutsche Publikum entdeckt. Herman van Veen veröffentlichte über 160 Platten und CDs, zuletzt 2022 das Album „Mütter“. Er wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz. Er lebt in der Nähe von Utrecht. 

Herman van Veen „Mütter“, Knauer Verlag, München 2023, 169 S.