„Palimsest XIII“, 2021©Edgar Diehl
Möglich ist das durch die verwendeten, sehr unterschiedlichen Materialien, die je nach Lichteinfall in Kombination mit der Raumposition und mitunter durch die Spiegelungen des Betrachters auf den Oberflächen der Kunstwerke sehr individuell ihre Aura verändern und nicht zuletzt durch die profunde Ausbildung aller sechs KünstlerInnen.
Ausgehend von der konkreten Kunst präsentieren Edgar Diehl, Christiane Grimm, Wolf Münninghoff, Otto Scherer, Robert Steng und Matthias Will Werke, die weder einen reale, narrative noch symbolische Bedeutung haben. Es geht um das Ausloten der materialimmanenten Möglichkeiten. Kunst offeriert sich als Experiment. Was ist machbar? Welche Veränderungen ergeben sich durch äußere Einflüsse? Aus Acrylglas über Aluminiumblech, Edelstahl und Keramik bis hin zu Zedernholz entstehen ganz individuelle Arbeiten von enormer Haptik und Magie, nicht zuletzt durch raffinierte Synergieeffekte.
Durch langjährige Farbforschungen in Kombination mit Reliefstrukturen aus verkanteten Alumeniumblechen gelingt Edgar Diehl (*1950) in seinen Wandobjekten ein komplexes, ständig chargierendes Spiel von Licht und Schatten, Farbe und Form, wodurch der Betrachter über das Kunstwerk eine ganz neue Raumwahrnehmung erlebt.
Christiane Grimm (*1957) kreiert sinnliche und distanzierende Farbspiele auf Echtantik- und Rippengläsern oder Industrie- und Acrylglas. Ihre Wandobjekte, Skulpturen und Installationen funkeln und glitzern bei Tageslicht, teilweise durch Schwarzlicht und leuchten bei geringer Helligkeit von innen. Bewegt sich der Betrachter, erlebt er Farbwandlungen und optische Täuschungen, Christiane Grimm zählt zu den wichtigen KünstlerInnen im Grenzbereich von Farbfeldmalerei und monochromer Malerei.
„Verschmelzung XII“, 2023©Christiane Grimm
Ein bis zwei Jahre arbeitet Otto Scherer (*1955) an einem thematischen Werkzyklus mit ca. 30 bis 50 Arbeiten, die er aber nie komplett abgeschlossen sieht. Er verwendet immer neue, ganz unterschiedliche Materialien, z. B. Keramik, Acrylglas, Holz, Metall, Wachs, Silikon. Verbindendes Element ist die Reduktion der Farben auf Schwarz, Rot, Platin und Gold. In der Ausstellung ergeben Gold und Platin auf gewelltem Metall oszillierende Licht-Farbstrukturen.
Ganz anders wirken Wolf Münninghoffs (*1967) Werkserien aus Holz, die allein vom materialimmanenten Eigenschaften inspiriert sind. Er will das Material durch seine Formgebung in Korrespondenz mit dem Raum öffnen und dabei den skulpturalen Prozess sichtbar machen, indem er mit mehreren Modulen arbeitet, in denen er das Vorher und Nachher kontrastiert, wodurch sich immer wieder verschiedene Raumwirkungen ergeben und der Betrachter spielerisch auch andere Formationen assoziieren kann.
Dem Holz verschrieben hat sich auch Robert Steng (*1972). Er sammelt Holzteile aus Nutzholz wie Möbeln oder abgelagert in der Natur vom Wetter erodiert und patiniert, die er durch Sägen und Verleimen in geometrische strukturierte Wandbilder verwandelt, die durch die subtile Maserung und harmonische Reliefstrukturen sehr ästhetisch wirken.
„Durchdringung“, 2023©Robert Streng
Stahl, Edelstahl und geometrische Formen faszinieren Matthias Will (*1945). Aus Kreis, Quadrat, Würfel und Kugel entwickelt er sägend, schneidend, schweißend, schraubend und verzurrend trotz der Schwere des Materials überaus elegante Skulpturen. Das Material gibt den Arbeiten Bodenhaftung, die Bearbeitung eine schwebende Leichtigkeit voller Spannung, Elastizität und Balance.
„Kreis räumlich“, Spiralelement, 2021©Matthias Will
Die Ausstellung „konkret-sinnlich“ ist in der Galerie Schmalfuss, Knesebeckstraße 96, von 29. April bis 27. Mai zu sehen montags – samstags, 11 – 18 Uhr oder nach Vereinbarung 030 Kreis räumlich, Spiralelement, 2022143 72 71 72, 0170 94 666 39