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Jun erzählt der kleinen Sara die Geschichte vom Honigbären, den keiner mag, weil er eine besondere Spürnase für Honig hat. Jun hat ein Gespür für Geschichten, wirkt wie ein Alter Ego Murakamis. Nahtlos gleitet der Leser von der kindlichen Tierparabel in die fiktive Realität Juns, der entgegen des Wunsches seiner Eltern nicht Wirtschaft, sondern Literatur studiert, wobei er den Kommilitonen Takatsuki und die Studentin Soyaka kennenlernt. Die drei werden unzertrennliche Freunde. Beide verlieben sich in Soyaka. Jun behält es für sich, Takatsuki formuliert es, heiratet sie. Jun bleibt ledig und schreibt Geschichten, die wegen der musikalischen Resonanzen und der visuellen Schattierungen von Literaturkritikern sehr gelobt werden, denen aber die erzählerische Dynamik fehlt. Als Sara geboren wird, sind sie zu viert eine „Pseudofamilie“. Die Zeit verrinnt. „Mit einem dürren Knarren war das Zahnrad des Lebens vorgerückt, und es würde sich nie mehr zurückdrehen lassen.“ Oder doch?
Schlicht, ohne Kitsch, ohne Sentimentalität gelingt Haruki Murakami eine Wende zuerst im Leben und dann auch im Märchen. Er und sein Alter Ego Jun sind eben ein Meister des Erzählens und die Poesie dieser Geschichten lieben die Leser Haruki Murakamis.
Haruki Murakami – „Honigkuchen“ – Eine Erzählung mit Illustrationen, Dumont Verlag,