"Kultur macht glücklich"


Haruki Murakami – „Die Chroniken des Aufziehvogels“

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Haruki Murakami – „Die Chroniken des Aufziehvogels“

©DuMont Verlag

Okada, 30 Jahre alt, scheinbar glücklich verheiratet, kündigt seinen Job, um mehr Zeit zu haben über sein Leben nachzudenken. Plötzlich verschwindet der Kater und kurz darauf völlig unerwartet seine Frau. Andere Personen dringen in Okadas Leben ein, ein 17-jähriges Mädchen, das durch ihren jugendlichen Leichtsinn den Tod ihres Freundes verarbeiten muss, die geheimnisvolle Malta, die auf ihren weltweiten Reisen der Kraft des Wassers nachspürt. Ihre Schwester Kreta, von Okadas Schwager sexuell missbraucht, verführt Okada in der schillernden Ambivalenz von Traum und Realität. Immer surrealer und komplexer wird seine Suche nach seiner Frau. Seine Sicht der Dinge weitet sich durch grausame Kriegsschilderungen eines alten Offiziers, der den Krieg gegen die Mandschurei und die sibirischen Straflager erlebt hat. Muskat, eine sehr vermögende elegante Dame, erkennt Okadas empathische Fähigkeiten. 

Durch Murakamis Leitmotive baut sich in den konträren Geschichten ein mysteriöser innerer Zusammenhang auf. Nicht nur Okada hört die Rufe des Aufziehvogels, eine Metapher, wenn das Schicksal, dieses unberechenbare Etwas, seine Schrauben dreht. Tiefe Brunnen werden zu Orten metaphysischer Traumata, duftende Blumen die Vorboten erotischer Begegnungen, das Mal auf der Wange, Zeichen des Ausnahmemenschen, der das Schicksal kraft seiner Empathie herausfordert. 

Durch Murakamis surrealen Assoziationsstil und seine präzis beobachtende, auf das Wesentliche fokussierende Erzählweise entwickeln sich aus den Träumen die realen Beziehungen. Plötzlich fügt sich unerwartet alles ineinander, ohne in irgendwelche Klischees zu verfallen.