Film – „Babylon Berlin“ – die dritte Staffel

"Babylon Berlin" Dritte Staffel präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©X-Filme Creative Pool

Im Mittelpunkt stehen dieses Mal die Morde im Babelsberger Filmstudio an einer Filmdiva und ihren Nachfolgerinnen, Stummfilmpathos ohne Ende, dazwischen okkultistische Rituale, Grand Hotel, Rekrutierung von Jungnazis über die Pfadfinderausflüge, unterbrochen von Frauenknast, Arme-Leute-Milieu. 

Durch extrem kurze Filmsequenzen werden ein Dutzend Handlungsstränge weiter geführt, ergänzt, ineinander verwoben, durch Musik leitmotivisch miteinander verbunden. Viel Thrilleraction bei der Verfolgung des „Monsters“, wie die Presse den Mörder im Geisterkostüm nennt und immer wieder Berlin als verruchtes Sündenbabylon zwischen Prostitution und Kriminalität, hungernder Armut und nationalsozialistischer Brutalität, die für den „Stummen Tod“ möglicher Zeugen sorgt.  

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Historisch setzt die dritte Staffel 1929 ein. Der in der Luft liegende Börsencrash wird zum zentralen Handlungsmotiv. Hauptkommissar Gereon Rath (Volker Bruch) hat alle Hände voll zu tun, tatkräftig unterstützt von Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries), inzwischen als Kriminalassistentin an seiner Seite. Beide kämpfen gegen die zunehmende Rechtsradikalität, die auch die Polizei politisch unterwandert, vor der Manipulation von Zeugenaussagen nicht zurückschreckt und mit allen Mitteln kritische Berichterstattung zu verhindern versucht.

Die Dialoge bleiben kurz, umso prägnanter wirken grundsätzliche Statements. Die einen wollen mit Gewalt die Filmproduktion retten, die anderen durch Kunst und Ästhetik. Beides wird dick aufgetragen. Dazwischen leuchtet immer mehr die extrem sich verschärfende Krise in den politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wirren auf, in denen sich mitunter durchaus heutige Verwerfungen spiegeln. 

Richtig spannend wird die dritte Staffel ab Folge 11, als die Aufklärung der Morde auf polizeilicher Ebene plötzlich eine überraschende Wendung bekommt und sich in der 12. Folge die politischen Intrigen in den Vordergrund drängen. Eben noch die gefeierte Filmpremiere, von Presse als nostalgischer Anachronismus demontiert, bringt der Börsencrash eine brutale Zäsur. So endet die dritte Staffel, wie zu erwarten, wieder ohne Happyend, hinterlässt die Story bei allen Protagonisten psychische Wunden und große Fragezeichen nach der Wahrheit. Volker Kutscher schreibt schon an seinem achten Roman. Der Stoff über „Babylon Berlin“ geht so schell nicht aus.

Ob man für jede Staffel über sechs Stunden Lebenszeit investieren will, muss jeder für sich selbst entscheiden. Das Suchtpotential ist durch das Aufgebot renommierter Schauspieler und die atmosphärischen Filmaufnahmen ziemlich groß.