Sigalit Landau, Azkelon, 2022, High Definition-Video, 16:46 Min- (L00p), Videostill, Sammlung Museum der Modern Salzburg – Ankauf aus Mitteln der Generali Foundation@Sigalit Landau
Dieser Einblick lässt die fotografische und videomäßige Ausrichtung des Museums der Moderne Salzburg verstehen, wobei vor allem die Wiener Aktionskünstler vor dem Vergessen bewahrt bleiben. Die Sammlungsbestände mit Fotografien und Grafiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert bildeten von Anfang an den Schwerpunkt des Museums der Moderne Salzburg. Inzwischen betreut es die Fotografiesammlung des österreichischen Bundes mit 12000 Titeln. die international ausgerichtete Sammlung Generali Foundation ist mit über 2100 konzeptuellen, medien- und performancebasierten Kunstobjekten vertreten. Insgesamt hat das Museum der Moderne Salzburg 31000 Arbeiten auf Papier 22000 Fotografien, 800 Gemälde, 700 Skulpturen und Installationen und 800 Film- und Videoarbeiten inklusive Installationen mit elektronischen Medien zu verwalten. Seit 1998 immer stärker international ausgerichtet sammelt das Museum der Moderne Salzburg zunehmend großformatige Gemälde und Objekte, wie Walter Martin & Paloma Muñez „Utopia Work Station“. Eine überdimensionierte, begehbare Schneeblase, man könnte sie auch als Luftblase bezeichnen, wird zur parodistischen Metapher für einen Ort, wo Visionen entstehen sollen, können, müssen.
Eine Auswahl neuerer Erwerbungen präsentiert ein Rundgang in der zweiten Etage, wobei auch ein „ethografic turn“ spürbar wird. Yinka Shonibare CBE RA, dem im letzten Jahr eine umfassende Einzelausstellung gewidmet wurde, hinterfragt die neokoloniale Ausbeutung. Jojo Gronostay zeigt in einem Video-Loop, die deprimierende Wiederholungsschleife ehemaliger kolonialer Ausbeutung im globalen Turbokapitalismus. Die Karriere als Fußballstar will nicht gelingen. Die Spieler kicken im Ödland in den Farben ihrer favorisierten europäischen Clubs. Das DWMC-Label (Dead White Mens´s Clothes) auf den Trikots verweist auf den Kantamanto Market in Accra, einen der größten Umschlagspunkte für Seconhand-Kleidung. Im Hintergrund sieht man die Unabhängigkeits-Triumpfbogen in Accra. Die Träume von einem besseren Leben der Menschen in Ghana, dem ersten Land Afrikas, das 1957 unabhängig wurde, haben sich immer noch nicht erfüllt.
Im Rahmen der Sammlungsstrategien wird auch die Gender-Thematik berücksichtigt. Man versucht die deutliche Asymmetrie zugunsten männlicher Positionen auszugleichen. Nilbar Güres präsentiert dazu mit Materialien aus ihrer Mitgifttruhe witzige Inszenierungen, in denen sich gendermäßige Differenzierungen auflösen.
„Under the Skin“, Nilbar Güreş, 2019©Nilbar Güreş, Foto: Anna Konrath, Courtesy of Galerie Martin Janda, Wien
Nicht alle Exponate überzeugen, driften zuweilen ins Banale, wenn Marina Fausts Vintage-Designerstühle auf Rollen montiert und zu „Traveling Chairs“ verwandelt oder Lois Weinberger den Blick auf Nebensächliches wie Putzutensilien lenkt, um Hierarchien zu hinterfragen.
Sehr gut gemacht ist die Begleitbroschüre zur Ausstellung, die alle Exponate sehr klar und informativ beschreibt.
Die Ausstellung „Sammlungspolitik. Neuzugänge im Museum der Moderne Salzburg“ ist noch bis 6. November zu sehen.