„Certainty into Flesh“, Video, Wang Shui©WangShui, Foto: Michaela Schabel
Zum ersten Mal stellt WangShui (* 1986, USA) seine Arbeiten in Europa aus. „WangShui. Toleranzgrenze“ entstand als Auftragsarbeit für das Haus der Kunst, um die neuesten Entwicklungen in der Kunstszene, die künstlerische Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI vorzustellen.
Der erste Raum zeigt Bilder, die WangShui von Hand mit Sandpapier und Ölfarben auf reflektierendes Aluminium malt. Die Malereien entstehen in einem Prozess, die WangShui als „sensorische Integration“ beschreibt. Die KI verarbeitet dabei einen Datensatz, der ausschließlich aus Malereien von WangShui besteht. Durch diese rekursiven Lernschleifen verkörpert WangShui beim Malen den Algorithmus und entwickelt eine künstlerische Handschrift gemeinsam mit der KI. Insofern wirken die Henkel an den Bildern wie Symbole die realen Bilder darauf zu hinterfragen, was in Wirklichkeit dahinter steckt.
©WangShui, Foto: Michaela Schabel
Die neuen Malereien, die in der Ausstellung zu sehen sind greifen Motive aus der Live-Simulation „Certainty of the Flesh“ im zweiten Raum auf.
Die in Echtzeit entstehende Videoarbeit wird von programmierten neuronalen Netzen gesteuert und simuliert eine posthumane Reality-Show. Ein von WangShui generierter Datensatz von Bewegungen und Geräuschen bildet die Grundlage für die Handlung, die fragmentiert auf einem dreiteiligen LED-Bildschirm zu sehen ist. Die Avatar-Charaktere sind in ständiger Veränderung begriffen. Ihr Verhalten ist konditioniert, aber unvorhersehbar.
Eines wird sofort deutlich, die Grenze zwischen den Bildenden Künsten und der Filmanimation schwinden. Statt emotionaler Berührung durch Kunst entwickelt sich schnell Langeweile in Endlosschleife.
Die Ausstellung „WangShui. Toleranzgrenze“ ist im Münchner Haus der Kunst noch bis 10. 03.2024 zu sehen.