München – „Nikolaus Heidelbach – Originale“ – die Traumwelten des bekannten Illustrators im Literaturhaus

Nikolaus Heidelnbach Ausstellung präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Nikolaus Heidelbach, Michaela Schabel

Nikolaus Heidelbach beherrscht die Kunst aus kindlicher Sicht in irrealen Fabelwelten Wirklichkeiten abzubilden. In biedermeierlichen Strukturen explodieren abstruse Phantasien, schon zu sehen in seinen ersten gezeichneten Karten, teilweise zu Leporellos zusammengeklebt, weil der Druck noch zu teuer war, in den Illustrationen diverser Märchensammlungen, am beeindruckendsten in seinen getexteten Bilderbüchern. Durch seinen ganz spezifischen Malstil verformen sich Möbel raffiniert in Fabeltiere, werden langweilige Muster plötzlich aggressiv und gefährlich, fingert unerwartet eine lange Hand aus dem Abseits.

Nikolaus Heidenbach Ausstellung präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Nikolaus Heidelbach, Michaela Schabel

Das Unheimliche wird plötzlich ganz nah und entwickelt durch witzige Texte einen geerdeten Pragmatismus, in denen man mitunter die eigenen Beschränktheiten gespiegelt bekommt.

Die Fensterfronten mit Fabelmotiven aus Heidelbachs Traumwelten schattiert, die Seiten seiner Bilderbücher auf Glastischen in Lesehöhe präsentiert amüsiert sich der Besucher über „Königin Gisela“, „Marina“, die  phantasievollen Alphabetbücher „Was machen die Mädchen heute?“ und natürlich auch „… die Jungen heute?“

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© Michaela Schabel

Die gendertypischen Begierden und Wünsche sind 2014 immer noch da, allerdings witzig verfremdet. Die Mädchen von Anneliese bis Zoë überraschen hintersinnig. Umringt von Monstern fühlt sich eines im falschen Kino, ein anderes näht ein Brautkleid aus alten Flicken. Jungen kämpfen mit ihren erotischen Phantasien und erkunden exotische Hobbys. In „Marina“ träumt eine Meernixe vom Konsumleben und wird mit der Plastikabfall-Problematik in den Meeren konfrontiert. Hochgepriesene Realitäten entpuppen sich als Albträume. Traumatische Monster werden zu gesellschaftlichen Spiegelungen. Biederwelten zerbrechen. Nikolaus Heidelbach beherrscht die Kunst im Unwahrscheinlichen das Wahrscheinliche zu entdecken.

Nikolaus Heidelbach (*1955) lebt und arbeitet seit 1983 als freischaffender Künstler mit seiner Familie in Köln. Seine Bücher wurden mehrmals ausgezeichnet. Für „Was machen die Mädchen?“ erhielt er 1995 den Bologna Ragazzi Award, 2000 geehrt, 2000 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk als Illustrator, 2007 den Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Bilderbuch „Königin Gisela“.

Die Ausstellung „Nikolaus Heidelbach – Originale“ ist im Münchner Literaturhaus bis 31. Juli zu sehen.