München -„Dumb Type“ – Japanisches Künstlerkollektiv

Eine vielschichtige Arbeit ist auch "Memorandum Or Voyage". Die Installation kombiniert drei frühere Arbeiten und besteht in der aktuellen und damit jüngsten Münchner Version aus einer 16 Meter breiten LED-Projektion. Die Vitalfunktionen von Menschen geben die Frequenz und den Sound der Arbeit vor, die Leben und Sterben mit der Reise Charles Darwins um die Erde verknüpft, so dass man sich am Ende fragt, ob man hier einer Reise ins Leben oder in den Tod folgt.

©Maximilian Geuter

Seit 1984 kritisiert das in Kyoto gegründete Kollektiv unsere hochgradig „informatisierte“ Konsumgesellschaft, die uns durch die technologische Entwicklung und die damit verbundene unaufhörliche Datenflut passiv oder stumm macht, das Hören, Sehen, Verstehen minimiert. 

Erleuchtete Plattenspieler auf Stelen fungieren als Klangskulpturen, die sich zu einem „Playback“ formieren, aufgenommen zwischen 1989 und 2022 in unterschiedlichen Metropolen der Welt, jetzt um München bereichert. Hier läuten nicht nur die Kirchenglocken. Doch um das Lokalspezifische zu hören, muss man den einzelnen Tonträgern schon ganz nahe kommen, sich anstrengen das Besondere zu hören, das ansonsten im international überlagerten Soundbrei zwischen Verkehrs- und Alltagslärm verloren geht. Wer sich nicht extrem konzentriert, hört und versteht nichts, womit Ryuichi Sakamotos „Playback“ zu einer vortrefflichen Metapher unseres Lebensstils wird, bei dem sich aus einem Übermaß an Bedeutung ein Zustand der Trägheit bzw. des Nichts ergibt und sich der Einzelne aus seiner sozialen Gruppe löst und vereinsamt.

Eine vielschichtige Arbeit ist auch "Memorandum Or Voyage". Die Installation kombiniert drei frühere Arbeiten und besteht in der aktuellen und damit jüngsten Münchner Version aus einer 16 Meter breiten LED-Projektion. Die Vitalfunktionen von Menschen geben die Frequenz und den Sound der Arbeit vor, die Leben und Sterben mit der Reise Charles Darwins um die Erde verknüpft, so dass man sich am Ende fragt, ob man hier einer Reise ins Leben oder in den Tod folgt.

©Maximilian Geuter

Ähnlich, aber noch intensiver ist dieser Abstumpfungsprozess in die Verdummung auf visueller Ebene in der Installation „Trace/React II“ zu erleben. Man betritt einen dunklen Raum, auf dessen Wänden mittels künstlicher Intelligenz generierte Wörter einer neuen Sprache aufleuchten und in Endlosschleifen nach oben und durch den verspiegelten Boden ganz weit in die Tiefe gleiten. Statt Klarheit im Kopf spürt man sich schwindlig, Nur der kleine quadratische Teppichboden gibt Sicherheit im wirbelnden Umfeld sprachlicher Dominierung, in der man nur wenige Wörter erfasst, die sich als entmenschlichte Worthülsen enthüllen. 

Im dritten Raum strapazieren schnell wechselnde Bildfolgen zwischen „Memorandum or Voyage“ auf einer 16 Meter langen -LED-Projektionsfläche die Sinne zwischen Leben und Tod, kombiniert mit Charles Darwin Reise um die Welt.

Zu erleben sind die Installationen von „Dumb Type“ noch bis 11. September im Münchner Haus der Kunst in der Prinzregentenstraße 1.