©Michaela Schabel
Schon der Titel „Zeichnen nach Gehör und andere Leichtigkeiten“ macht neugierig auf Anton Kirchmairs neue Ausstellung. Jahrzehnte lang hat er seine Werke immer mehr minimiert. Aus großen Holzarbeiten wurden Zuckerwattestäbchen aus Buche, mit denen er vor Ort filigrane Installationen um ein Frauenbildnis arrangiert. Stundenlang wägte er genau ab, wo wie was zu verbinden, zu schweben zu erden war, nicht simpel auf dem Boden, sondern auf weißen Podesten, mit denen er jedes seiner Objekte altarmäßig abgrenzt, um dessen Aura noch mehr zum Strahlen zu bringen. Rundherum große abstrakte Zeichnungen aus früheren Epochen gewinnt der Raum eine selten erlebte Harmonie.
©Michaela Schabel
Benennungen sucht man vergebens. Es geht Anton Kirchmair nicht um Narrative, wenn sie sich auch durch die Frauenbildnisse oder naturähnliche Formgebungen anbieten. Vielmehr ergeben sich Seelenschwingungen, wenn man sich auf die meditativ harmonische Kraft dieser Arbeiten einlässt.
Erzählt Toni Kirchmair, wie seine Werke zustande kommen, ist man verblüfft über seinen Schalk, seine Kreativität und seine Demut gegenüber den Dingen und dem Leben. Immer weiß er aus dem Stegreif eine zutiefst persönliche Geschichte als Metapher für sein künstlerisches Schaffen. „Papier, wo kommst du denn her?“ Er piekste das schwarze Lockpapier mit orange gefärbten Zahnstochern zusammen, platzierte es auf seiner Installation und verwandelte damit zwei viereckige Ausschnitte aus früheren Bildern, auf die eine Reihe von Holzpfeilen zielen, zu einem leuchtenden Grabmal der Liebe.
©Michaela Schabel
Anton Kirchmair, Jahrgang 1943, erinnert sich noch gut an die spartanische Kindheit, an das inbrünstige Mittagsgebet als Dank für das tägliche Brot. Diese Demut spiegelt sich jetzt in seinen Werken, in den Frauenbildnissen, den abstrahierten Naturzeichnungen, einem schlichten Kreuz, einem Vogelnest samt Ei und nicht zuletzt durch ein kleines verkohltes Stück Brot auf einem Holzgitter. Leben und Kunst fusionieren, sind sich gegenseitig Brot. Das eine ohne das andere geht nicht. Aus der ständigen Suche nach dem Wesentlichen erwuchs Anton Kirchmairs Erkenntnis um die Kraft der Demut, aus der er seine tief empfundene Ästhetik schöpft und sich die Leichtigkeit des Seins ergibt. Dazu zählen auch die Zeichnungen aus einer Linie. „Diese Einliner sind einmalig in der Kunstgeschichte“, erklärt er verschmitzt. Wie das funktioniert, verrät Anton Kirchmair natürlich nicht.
©Michaela Schabel
Die Ausstellung „Zeichnungen nach Gehör und andere Leichtigkeiten“ ist in der Neuen Galerie Landshut noch bis 27. März zu sehen.